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Ein Bedeutender

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(Volkstheater im Messepalast, Wien; „Der Unbedeutende“ von Johann Nestroy) Nie zuvor hat sich Nestroy so viel getraut. Der Zim- x mermann Span fordert von einem

Reichen, der seine Schwester ins Gerede gebracht hat, sein Recht. Er führt einen Zweifrontenkrieg - gegen die oben, aber auch gegen die dummen, boshaften Nachbarn.

Span ist keine komische Figur, sondern eigentlich ein Held. Der einzige, den Nestroy erfand. Ein komischer, Nestroy’scher Held, doch ein Mann aus einem Guß, einer, der sich keine Sekunde die Frage stellt, ob es nicht gescheiter wäre, zu kuschen. Einer, den auch Geld, viel Geld, nicht kompromittieren kann.

Nestroy schrieb dies 1846. Es ist sein revolutionäres Stück. 1848, als er die Revolution erlebte, war er dieser Revolution schon wieder einen Schritt voraus.

Der Span war genau die richtige Rolle für das Nestroy-Debut von Karl Merkatz in Wien. Man wird sehen, wie er mit Nestroys ambiva- lenteren Typen zurechtkommt. Aber nach dieser Aufführung darf man auf einen neuen Nestroy-Dar- steller namens Merkatz hoffen.

Heinz Petters ist ein großartiger Schurke, Georg Trenk witz als Pflökl ein absolut Gleichwertiger im Bunde. Aber die Inszenierung von Dietmar Pflegerl, die letzte im Messepalast, bestätigt: Viel hat das Volkstheater mit der Chance, hier neue Raumkonzepte zu verwirklichen, nicht anzufangen gewußt. Dem ersten großen Anlauf mit Brechts „Kaukasischem Kreidekreis“ folgt nichts Gleichwertiges.

Diesmal wird auf einer Art Steg zwischen zwei Zuschauertribünen gespielt. Die Schauspieler reden einmal nach vor und einmal nach hinten. Gerade Nestroy hätte kühnere Lösungen verlangt.

Die Kostüme der Reichen wirken, als wären sie von Gombrowicz’ „Operette“ übriggeblieben.

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