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Ein Bischof für alle ?

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Was können und dürfen die Vorarlberger von ihrem neuen Bischof erwarten? Der TV-Zuschauern gut bekannte Kaplan Paterno, selbst Alemanne, hat darüber nachgedacht.

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Was können und dürfen die Vorarlberger von ihrem neuen Bischof erwarten? Der TV-Zuschauern gut bekannte Kaplan Paterno, selbst Alemanne, hat darüber nachgedacht.

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Fürwahr: Leicht haben es die neuen Bischöfe und Erzbi-schöfe nicht, denn, für wo auch immer sie ernannt werden, sie stehen zum Teil nicht nur Ablehnungen gegenüber, sondern auch gewaltigen Erwartimgshaltungen.

Und womöglich ist es leichter mit Ablehnungen fertigzuwer-den, als mit den Erwartungen, weil doch immer auch solche da-“ bei sind, die nicht nur den konkreten Bischof, sondern einen jeden überfordern. Bei aller Unterstüt-

zung durch den Heiligen Geist, muß man doch auch sagen, daß die Bischöfe Menschen bleiben, Menschen mit Unvollkommen-heiten, auch wenn sie für ihre Aufgabe Hilfe, vermehrte Hilfe, von oben bekommen.

Und wenn ein Bischof klug ist, dann weiß er das auch. Wenn man nun als Vorarlberger die Erklärung von Klaus Küng liest, die er zu seiner Ernennung abgegeben hat, dann spürt man heraus, daß er sich bereits Gedanken über Erwartungen gemacht hat und daß er bereit ist, aus seinen Möglichkeiten heraus, einigen zu entsprechen. So jener, daß Befürchtungen da waren, er könnte ein Bischof eher für elitäre Gruppen werden, oder gar nur einer für eine konservative Richtung, was immer inan auch unter „konservativ“ verstehen will.

Küng will ein Bischof für alle

sein. Das ist nicht leicht in Vorarlberg. Denn wir Alemannen sind doch auch ein eigenes Völklein, und es gibt auch immer einige dabei, die gar nicht wollen, daß man sie mag. Das ist so wie bei Kindern, die sich gegen Liebeserweise eher „sperrig“ verhalten.

Andere wieder können gar nicht glauben, daß man sie mag, sie glauben, man müsse ja von vorneherein etwas gegen sie haben; zum Beispiel weil sie fortschrittlich sind oder sich fortschrittlich vorkommen. Das mag auch an der alemannischen Metaphysik liegen, die da sagt: Man kann nicht den oder das lieben und zugleich das Gegenteil. Die Annahme hat sicher ihren Grund, die Frage ist nur: Ist kein anderer Grund möglich? Wir haben ja in unserem Glauben einen Widerspruch enthalten, der dies nahebringt: Liebet eure Feinde.

Eine andere Erwartung ist die, ob nun einem Volk, in dem Föderalismus und Demokratie eine alte und große Tradition haben, ein Bischof entsprechen könne, der sehr einer Struktur verbunden ist, die doch straff von oben nach vm-ten organisiert ist. Diese Erwartung trifft sich aber mit jener, die ich auch bei manchem Gespräch

entdeckt habe: Wenn Küng ein Vorarlberger sei, dann gelinge es ihm auch, seine Wurzeln zu leben oder aus seinen Wurzeln zu leben, und er sei dann doch zuerst Bischof von Vorarlberg und dann erst ein Mann des Opus Dei.

Allerdings anzunehmen, Küng könne sich vom Opus Dei lossagen, wäre ähnlich dumm, wie an-zimehmen, es vergäße jeder Mensch den Menschen, dem er Förderung und Sinn des Lebens verdankt.

Andere Erwartungen sind wieder allgemeinerer Natur: Wo wird Bischof Küng seine pastoralen Interessen hinlenken? Welche Richtung wird meinen können, er sei

mehr auf ihrer Seite? Die Frage kann nur die Zukunft beantworten und das Bemühen jener Männer und Frauen, die mit Bischof Küng zusammenarbeiten wollen und die fähig und willens sind, seine speziellen Zielpunkte zu verwirklichen. Allein kann das ein Bischof nie, und dazu ist er ja auch nicht da.

Eine große Gruppe von Erwartungen ist still vorhanden, und sie scheint mir ein sehr wichtiges Bündel im ganzen Erwartungspaket zu sein, weil hinter diesen Er-wartuilgen viele jener Menschen stecken, die nicht in den Medien auftauchen, aber ein sinnvolles Leben innerhalb der Kirche leben wollen, nämlich die, die sich fragen: Wird das Kirchenbild des neuen Bischofs auch menschlich sein? Oder noch einfacher gesagt: Wird er ein menschlicher und barmherziger Bischof sein?

Um noch einmal zu seiner Erklärung zu kommen — wenn man das liest, darf man einen barmherzigen und menschlichen Bischof erwarten, einen, der trotz der widersprüchlichsten Erwartungen dem christlichen Volk imd dem ganzen Volk von Vorarlberg guttut.

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