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Ein bißchen die Welt verbessern

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Dieses Jamborette, also das „Kleine Welt­treffen“ - obwohl das größte in Österreich seit 30 Jahren - ist der Alternative, dem gemeinsa­men Erleben außerhalb der Konsumgesell­schaft, gewidmet.

Die Kleinsten, die zehn- bis vierzehnjährigen Guides (Mädchen) und Späher, erwartet neben den traditionellen „Hikes“ in die waldreiche Umgebung auch eine Fitneß-Meile, wo sie ihre Kondition überprüfen und verbessern können.

Die 13-16jährigen Caravelles und Explorer) befassen sich mit alternativen Energiequellen wie Sonnenenergie und Wasserkraft, üben sich im Töpfern, Flechten, Weben und Spinnen oder erlernen die wichtigsten Handgriffe der Ersten Hilfe.

Ein sechstägiges Wanderlager gibt den Ran­gern und Rovern, den Ältesten, Gelegenheit, Höhlen zu erforschen oder auf den Spuren der Raubritter die Geschichte steijjscher Burgen, Schlösser und Ruinen zu studieren.

Die etwa 1200 ausländischen „Pfaderer“ ha­ben zusätzlich noch die Möglichkeit, bei öster­reichischen Familien eine Woche Gastfreund­schaft zu genießen.

Pfadfindertum bedeutet aber nicht nur gesel­liges Beisammensein um ein Lagerfeuer, son­dern auch Hilfsbereitschaft, wo immer es nötig ist. Mit ihrem Einsatzwillen haben Europas Pfadfinder selbst ihre Führer überrascht. Denn die Hilfsaktion „Regenbogen“ im süditalieni­schen Erdbebengebiet, die vorerst nur Für Grup­pen aus .Italien und Österreich geplant war, konnte wegen des großen Interesses auf ganz Europa ausgeweitet werden.

Und das Wort „Hilfe“, wenn auch in etwas anderer Bedeutung, stand auch am Beginn der

Bewegung. Der englische Berufsoffizier Robert Baden-Powell hatte seine Erfahrungen während des Burenkrieges in dem Büchlein „Hilfe für Späher", dessen Lektüre den Soldaten künftig das Leben und Überleben erleichtern sollte, fest­gehalten.

Das große Interesse der englischen Schüler an diesem Band ermutigte Baden-Powell, 1907 eine Organisation zur Förderung der Jugend („Boy- Scouts“) zu gründen. Die Idee fand nicht nur in England, sondern auch am Kontinent großen Anklang. 1909 entstand die erste Pfadfinder­gruppe in Deutschland, 1912 wurde der öster­reichische Pfadfinderbund gegründet.

Heute zählt diese überkonfessionelle und überparteiliche Jugendorganisation 14 Millio­nen Pfadfinder und neun Millionen Pfadfinde­rinnen in 115 Ländern. Die beiden Weltver­bände gehören sogar der UNO als beratendes Mitglied an.

In Österreich beteiligen sich etwa 35.000 junge Menschen aktiv am Pfadfinderleben, davon rund 7000 in Wien. Die größte, stärkste Truppe bilden die Jüngsten, die Wichtel und Wölflinge, mit über 10 000. Bei einem Blick auf die geographische Verteilung der Pfadfinder­gruppen zeigt sich, daß Wien, Niederösterreich und Vorarlberg über das weitaus dichteste Or­ganisationsnetz verfügen.

Der Pfadfinderführer bemüht sich, jungen Menschen zu einer sinnvollen Freizeitgestaltung zu verhelfen und sie gleichzeitig zu (verantwor­tungsbewußten) Persönlichkeiten zu erziehen, die ihre Aufgabe in Familie, Beruf, in ihrer Reli­gionsgemeinschaft und in ihrem Land erfüllen.

Glaube, Verantwortungsbewußtsein, welt­weite Verbundenheit, die Bereitschaft zum Abenteuer, zu einem einfachen, naturverbunde­nen Leben, aber auch Kritikfähigkeit, Freude am Schöpferischen und körperliche Leistungs­fähigkeit sollen das Handeln eines Pfadfinders bestimmen, um dem Ziel der Bewegung näher­zukommen, das Lord Baden-Powell einmal so definiert hat: „Wir wollen die Welt ein bißchen besser zurücklassen, als wir sie voreefunden ha­ben.“

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