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Das Land im südöstlichen Europa, das fast dreimal so groß ist wie die Schweiz, Siebenbürgen, ist ein Bestandteil der Rumänischen Sozialistischen Republik und wird von Bukarest aus verwaltet.

Drei Nationen sind in diesem auf drei Seiten von den Karpaten begrenzten Gebiet zu Hause: 5,3 Millionen Rumänen, zwei Millionen Ungarn und 300.000 Deutsche. Letztere sind die Nachfahren der berühmten „Siebenbürgen-Sachsen“, die einst zu den besten Handwerkern und Händlern dieser Region zählten.

Heute sind sie zum Aussterben verurteilt. Die Repressalien der Rumänen nach dem Krieg (ein großer Teil von ihnen wurde zwi-

sehen 1948 und 1955 in die Sowjetunion zur Wiedergutmachungsarbeit „abkommandiert“) und die seit Anfang der siebziger Jahre gebotene Möglichkeit, in die Bundesrepublik Deutschland umzusiedeln, haben “ihre völkische Substanz zerstört.

Das reich bewaldete und fruchtbare Land mit einem gewissen Reichtum an Bodenschätzen blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Schon mit seinem Namen beginnen die Probleme. Für die Rumänen ist das Land zwischen den Karpaten und der Theiss Ardeal: im Mittelalter hieß es Transsylvania, und ungarisch nannte man es Erdely, öfters mit dem liebevollen Beinamen „kinc-ses“, was soviel wie „Kleinod“ heißt.

Im Mitteleuropäischen Raum ist dagegen der Name Siebenbürgen geläufig, was angeblich auf jene sieben Burgen (Städte) zurückgeht, die die sächsischen Handwerker und Händler im Frühmittelalter in Erdely errichten durften, nachdem sie vom ungarischen König Gejza II. ins Land geholt worden waren. Für die vorgesehene Urbanisierung dieses Gebietes wurden sie bereits im Jahre 1140 mit großzügigen Privüegien ausgestattet.

Vom 11. Jahrhundert bis zum Ende des 1. Weltkriegs war Siebenbürgen historisch, kulturell und vor allem gefühlsmäßig ungarisch.

Nach dem Niedergang des mittelalterlichen ungarischen Königreichs (1526 bei Mohacs) wurde Siebenbürgen ein zwar der Hohen Pforte Tribut zahlendes, aber selbständiges Fürstentum, regiert von ungarischen Fürsten aus den Familien Bäthorys, Bethlens oder Räköczys.

In diese Periode fiel auch die Blütezeit Siebenbürgens: Die Wirtschaft florierte, es herrschte Religionsfreiheit wie kaum in einem anderen Teil von Europa, und Zwistigkeiten unter den Nationalitäten waren beinahe unbekannt.

Siebenbürgen war gleichzeitig auch die östlichste Bastion der helvetischen Reformation, wie überhaupt das westliche Christentum beim Karpatenkamm seine Grenze hatte.

Im Jahre 1690, nachdem die Vertreibung der Osmanen aus dem Donauraum abgeschlossen war, wurde das Fürstentum Siebenbürgen — nach der bekannten Habsburgischen Devise: „Teile und beherrsche“ — der Wiener Zentralverwaltung unterstellt. Der Habsburgische Herrscher, der seit 1529 auch König von Ungarn war, bekam den Titel,.Fürst

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