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Ein dichtes Netz der Solidarität

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Ein Netzwerk von Frauen in der Kirche wollen die Teilnehmerinnen einer Anfang Jänner in München abgehaltenen Tagung unter der Chiffre „Pastoraltheologin-nen" bilden. Diese Chiffre bezieht sich auf die Entstehungsgeschichte dieser Gruppe von Frauen und geht auf die im Jänner 1982 abgehaltene Konferenz der deutschsprachigen Pastoraltheologen zum Thema „Selbstverständnis von Frauen heute: Anfragen an Kirche und Pastoraltheologie" zurück.

Zu dieser Konferenz waren neben Pastoraltheologie-Professoren und -Assistenten auch etwa 40 Frauen aus der Bundesrepublik, der Schweiz, Holland und Österreich als Gesprächspartnerinnen zu gemeinsamen Überlegungen über die Situation der Frauen in der Kirche eingeladen worden. Vertreterinnen von Frauenverbänden, Verantwortliche für den Einsatz von Pastoralassistentinnen, Mitarbeiterinnen in Basisgruppen usw. sollten gemeinsam mit den Pastoraltheologen über eine veränderte Seelsorge für Frauen nachdenken. Damals verband diese Frauen der Eindruck, daß ein Austausch über Ländergrenzen hinweg zur Situation von Frauen in einer Männerkirche — ob als „Beseelsorgte" oder selbst im kirchlichen Bereich tätig — wünschenswert und hilfreich sein könnte.

So fand im Jänner 1983 die erste Zusammenkunft dieser Gruppe in München statt, wobei neue Teilnehmerinnen zu dem Kreis stießen, in Wien Dabeigewesene fehlten. In Gruppengesprächen und Plenumsdiskussionen wurde die Situation von Frauen in der Kirche reflektiert, das Unbehagen an der Institution formuliert, die Jahrhunderte hindurch Frauer. unterdrückt, benachteiligt, ausgebeutet und unmündig gehalten hat — trotz der unbezweifelbar gegenteiligen Haltung ihres Stifters.

Im Jänner dieses Jahres stand nun das Thema „Frauen und kirchliche Autorität" auf dem Tagungsprogramm, die Erfahrungen der Teilnehmerinnen spllten die Grundlage bilden.

Sprachlosigkeit, Vereinzelung, Verletzung und schließlich Resignation kennzeichneten häufig das Verhalten von Frauen, die dem Druck kirchlicher Autorität — Amtsträgern auf den verschiedenen Ebenen — ausgesetzt seien. Häufig, würden diese Amtsträger ihr Einflußpotential, ihre Macht, unreflektiert mit göttlicher Autorität legitimieren, und dadurch Glaubwürdigkeit und Uberzeugungskraft persönlicher Autorität ersetzen.

Wie kann diese Form kirchlicher Autoritätsausübung beeinflußt, verändert werden, die ja auch der im 2. Vatikanischen Konzil formulierten Mitverantwortung der Laien in der Kirche widerspricht?

Drei parallele Stoßrichtungen schienen den Tagungsteilnehmerinnen wünschenswert: Einmal könnte eine neu gelebte Praxis an der Basis (zum Beispiel in der Art der Zusammenarbeit von Amtsträgern und Laien in Basisgemeinden) Veränderungen von unten her in die kirchlichen Strukturen einbringen. Zum anderen sollten von den Frauen alle ihnen derzeit zugänglichen Funktionen wahrgenommen werden, dadurch Bewußtseinsveränderungen bei Amtsträgern, in den Gemeinden und in der Öffentlichkeit in Gang gesetzt werden. Die nötige Weiterbildung und Kompetenz sollte nicht abschrecken.

Schließlich sollte die Diskussion um den Zugang von Frauen zum Priesteramt weitergeführt werden, wobei der Suche nach einer neuen Sicht des Amtes (abseits von quasi magischer Sakramentenwirksamkeit), der Stärkung des Selbstbewußtseins der Frauen für ihre Amtsfähigkeit (auch in den Vorstufen), aber auch der gemeinsamen Ausbildung von Priesteramtskandidaten und Männern und Frauen für den pastoralen Dienst große Bedeutung zukommen.

Welche Inkonsequenz liegt beispielsweise in der Tatsache, daß gerade Frauen vielfach in der Vorbereitung auf den Sakramentenempfang eingesetzt sind, zur Spendung etwa der Krankensalbung aber den Priester holen müssen?

Für alle drei Bereiche schien den Teilnehmerinnen jedenfalls eine verstärkte Solidarisierung der Frauen zur gegenseitigen Unterstützung in konkreten Aktionen, zum Erfahrungs- und Informationaustausch, aber auch zur kritischen Infragestellung und fruchtbaren Weiterentwicklung sinnvoll.

Zu einer neuen Kirche, zu einer anderen Form, miteinander den Glauben zu leben in gegenseitiger Stärkung und Erfahrung von Vertrauen, könnte dieses Netzwerk der Frauen einen Beitrag leisten.

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