7062042-1991_40_18.jpg
Digital In Arbeit

EIN ,,DÖRFL" FÜR KÜNSTLER

Werbung
Werbung
Werbung

Kunst und Wirtschaft müssen einander nicht ausschließen. Auf beiden Seiten begegnet man einander dennoch oft mißtrauisch und mit allerlei Vorurteilen. Der „Kulturring der Wirtschaft Oberösterreichs" versucht, junge Künstler, die sich noch keinen Namen gemacht haben, zu fördern.

Die seit 1956 bestehende Vereinigung hat sich folgendes Ziel gesetzt: heimischen Talenten den Kontakt zur Industrie zu ermöglichen und ihnen dadurch Impulse für ihr künstlerisches Schaffen zu vermitteln. Zahlreiche Wettbewerbe und Ausstellungen haben dazu beigetragen, bei den Industriellen Verständnis und Interesse für die Künstler zu entwickeln und ihre Bedenken ernst zu nehmen.

Das Jahresbudget des Kulturrings, der sich zur Gänze aus privaten Mitteln finanziert, erlaubt keine großen Sprünge. Max Machanek, seit 1983 Präsident, freut sich, daß mit den Spendengeldern das „Dörfl" in Linz erhalten werden kann. Im „Dörfl" leben neun Künstler, denen jeweils ein Atelier und eine Wohnung gratis zur Verfügung stehen. Drei bis fünf Jahre leben die Künstler in dieser Gemeinschaft zusammen und können ihre Erfahrungen austauschen. Der künstlerische Beirat entscheidet, welche Talente gefördert werden sollen. Alle Sparten der bildenden Kunst sind vertreten: Malerei, Graphik, Bildhauerei, Textil... Dementsprechend vielfältig sind die Werke, die mittlerweile Konferenzräume und Bürozimmer der „Wirtschaftsmenschen" schmücken.

Für die Wirtschaft ist vor allem interessant, wie sie von Künstlern eingeschätzt wird. Bei den Ausstellungen finden sich unter einem Thema die verschiedenen Arbeiten, dadurch wird dieVhantasie von Industriellen und Künstlern gleichermaßen angeregt.

Der letzte Künstlerwettbewerb im Jahr 1990 hatte wohl deshalb folgendes Motto: „Industrie mit Phantasie".

Die Beteiligung der jungen Künstler bei den bisherigen Wettbewerben war verhältnismäßig groß: 220 Künstler präsentierten 400 Werke. Die Preise sind mit 10.000 bis 15.000 Schilling dotiert. Für „große" Künstler zu wenig, hört der Kulturring manchmal. Aber die 53 Mitglieder sind „Private", kleinere oder mittlere Betriebe, die nicht großzügig 100.000 Schilling so „nebenbei" spenden können. Trotzdem: Berührungsängste sind verschwunden, Kunst wurde nicht nur gesellschaftsfähig, sondern ist auch ein „interessantes Thema" unter den so nüchtern erscheinenden Wirtschaftstreibenden geworden.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung