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Ein Europäer vor der Wende

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Er war Kunsthistoriker, unter den Österreichern wohl der bedeutendste der letzten Jahrzehnte. Er befaßte sich mit Michelangelo, mit Rembrandt, mit Fischer von Erlach, schrieb über die Entstehung der Kathedralen und über Fragen der Methodologie, zuletzt aber untersuchte er die Kunst der Moderne. Er betrachtete sie als Zeichen einer Zeit, die eines Tages durch eine neue Epoche überwunden würde.

Hans Sedlmayr war nicht nur ein universell gebildeter Gelehrter, sondern auch ein Mensch mit lebendigem ge-

schichtlichem Bewußtsein, das stark genug war, auch die Gegenwart als historische Kategorie zu erhellen. Seine Bücher „Verlust der Mitte" (1948) und „Die Revolution der modernen Kunst" (1955) zeigen die Entstehung, die Eigenart und den notwendigen Untergang einer Stilepoche, die wir mit dem Wort „Moderne" bezeichnen. Aufgrund sorgfältiger

kunsthistorischer Analysen kam Sedlmayr zum Schluß, daß auf die „Moderne" etwas Neues folgen würde, „eine menschlichere Modernität", und daß „nun die Nachzügler der .avantgarde' von gestern den weiteren Fortschritt verhindern".

Erst vor wenigen Wochen ist „Die Revolution der modernen Kunst" bei DuMont in Köln als Taschenbuch neu erschienen. Die vor dreißig Jahren verfaßte Untersuchung besitzt gerade in der Gegenwart höchste Aktualität. Wir befinden uns am Anfang eines Prozesses, den Sedlmayr als zukünftige Entwicklung erkannt hat.

Hans Sedlmayr ist vor zwei Jahren gestorben. Er wäre am 18. Jänner 1986 neunzig geworden. Der Geburtstag soll an den Menschen und an sein Werk erinnern.

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