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Ein „Fremdkörper" wie Mutter Teresa

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In den Weihnachts- und Neujahrstagen ging es uns beim Nachrichtenhören wie bei einem Rätselspiel für Kinder: In eine Reihe zusammengehörender Begriffe ist ein „Fremdwort" versteckt, das herausgefunden werden muß. Auch in die Meldungsübersichten wurde dieser Tage etwas „hineingeschmuggelt", das zum Nachdenken zwang.

Unter den vielen Nachrichten über brutale Gewaltakte in Kroatien, Georgiern, über Elend, Armut und Verfolgung waren auch die über die Erkrankung von Mutter Teresa. Sie, die seit mehr als 40 Jahren unermüdlich für die Ärmsten, Kranken und Ausgestoßenen tätig ist, war nun selbst auf Hilfe angewiesen und kämpfte nach mehreren Herzattacken in einer kalifornischen Klinik mit dem Tod. Die ganze Welt nimmt an ihrem Schicksal Anteil.

Etwa nur deshalb, weil die 81-jährige albanische Nonne, der „Engel von Kalkutta", eben auch eine „Persönlichkeit des öffentlichen Lebens" ist? So wie jetzt Jelzin, Gamsachurdia, Tudjman oder Milosevic...

Nein. Mutter Teresa ist eine Symbolfigur. Sie ist „verehrungswürdig" und „vorbildhaft", das sagen auch die Österreicher laut Umfragen. An ihrem beispielhaften Leben orientieren sich viele Menschen, denn sie lebt die großartige Fähigkeit, sich anderen zuzuwenden, und in ihnen über alle Grenzen und Barrieren hinweg einfach nur „den Nächsten" zu sehen. Sie hat zum Beispiel ihre Ordensschwestern schon längst vor dem Zerfall in die kommunistische Welt geschickt, längst in Kriegsgebieten Zelte der Nächstenliebe aufgeschlagen.

Es wargut, in diesen Tagen der Unsicherheit ein Gesicht zu sehen, mit dem man so viel Menschlichkeit verbindet. Auch wenn die Meldungen über sie und ihr Leben in einer krisengeschüttelten Welt eben wie der versteckte „Fremdkörper" in besagtem Rätselspiel wirkten.

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