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Ein junger Mann findet zur Kirche

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Vielleicht muß man ein Bekehrter sein, einer der er st als N achzüg- ler zum Gastmahl kommt, wie es im 22. Kapitel des Matthäusevangeliums geschildert wird, um Dinge in der Kirche zu sehen, die jene, die immer schon in der Kirche waren, nicht oder nicht mehr sehen.

Bis zu meinem 22. Lebensjahr war ich ein solcher Fernstehender und bin eigentlich erst durch einen Heiligen zur Kirche gekommen. Mit einer Gruppe von Freunden war ich vor Jahren in Assisi. Da habe ich am Beispiel des heiligen Franz zum ersten Mal gesehen, daß Christsein mehr ist, als nur am Sonntag brav in die Messe gehen.

An ihm wurde mir klar, daß es sich um eine Forderung handelt, die das ganze Leben bis in die letzte Faser hinein erfaßt. Dieses be-

geisternde historische Beispiel und das lebendige christliche Vorbild unseres Reiseleiters haben mich damals aufgerüttelt und seither mein Leben verändert.

Aber von Anfang an hat mich auch jenes „Franziskus, baue mir meine Kirche wieder auf”, begleitet, jene Aufforderung, nicht zu glauben, neben der bestehenden Kirche eine bessere, eine wahrhaftigere einrichten zu können.

Heute wird ja die Kirche, unsere Mutter, mehr kritisiert als geliebt. Ich habe es aber anders zu sehen gelernt. _

Für mich ist die Kirche viel mehr als eine Partei, in die ich aus- und wieder eintreten kann. Denn in ihrem Wesen ist sie überirdisch und unzerstörbar und menschliche Fehler können das zwar verdunkeln aber nicht beseitigen.

Nun, und im Leben der Heiligen — für mich wurde das an der Person des heiligen Franz deutlich, dieses für Gott ganz durchsichtigen Menschen — leuchtet dann dieser Kern wieder deutlich hervor.

Im Wissen über dieses Geheimnis bin ich heute glücklich und stolz, zu dieser Kirche gehören zu dürfen. Ich bin dankbar für dieses Geschenk, habe es aber immer als Verpflichtung gesehen, dieser Berufung gemäß mein Leben zu gestalten. Das hat für mich persönlich zuletzt bedeutet, daß mein Weg mich in den Cistercienseror- den geführt hat’. Warum ich also zu dieser Kirche gefunden habe und in ihr bin? Weil für mich die Kirche die Gemeinschaft, die Arche des Heils ist. Weil sie mir die Verbindung zu Jesus Christus eröffnet hat.

An diese grundlegenden Dinge glaube ich und fühle mich von ihnen getragen. Sie geben mir jene notwendige innere Sicherheit, mit der man sich dem täglichen Kampf mit den menschlichen Fehlern und Unzulänglichkeiten, den eigenen und denen der anderen auch innerhalb der Kirche stellen kann.

Eine gewisse Gelassenheit geht vielen engagierten Katholiken ab. In der ständigen Angst, unmodern zu wirken, versuchen sie krampfhaft auf dem Stand der Dinge zu sein und leben am Wesentlichen vorbei.

So lebt man ständig von der Hand in den Mund. Und vielfach scheint jede Freude an der Kirchenzugehörigkeit überhaupt verschwunden zu sein. Dabei ist es doch so leicht Freude zu empfinden, etwa bei dem Gedanken, wie universal die Kirche doch ist.

Menschen aus ällen Völkern und Nationen bekennen sich zu ihr. Manchmal bei großen Papst- äudienzen spürt man diese Weite des Katholischen. Wenn Afrikaner neben Indern und Japanern stehen und alle den einen Gott loben und preisen, dann sind wir nahe jenem „sie waren ein Herz und eine Seele” aus der Apostelgeschichte.

Nach Beendigung seines Statistikstudiums ist der Autor kürzlich in Heiligenkreuz in den Cistercienserorden eingetreten.

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