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Digital In Arbeit

Ein langer Weg

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Von der Rehabilitation und Integration Behinderter in die Arbeitswelt wollen die Österreicher wenig wissen: mehr als 60 Prozent der Nichtbehinderten befürworten die soziale Absonderung und Isolierung zumindest der Schwerbeschädigten.

Da haben auch alle Aufklärungskampagnen im und nach dem „Internationalen Jahr der Behinderten" (1981) nichts gefruchtet. Die Lage behinderter Arbeitnehmer verschärft sich zudem durch die momentan angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt.

Erst unlängst hat das Bundeskanzleramt alle Bundesdienststellen wieder einmal darauf aufmerksam machen müssen, für die Anliegen arbeitssuchender Behinderter „aufgeschlossen zu bleiben".

Dabei scheinen die gesetzlichen Schutz- und Fördermaßnahmen für Behinderte auf den ersten Blick einigermaßen ausreichend. Ihre Effizienz läßt aber zu wünschen übrig.

Von den 14.534 nach dem Invalideneinstellungsgesetz (siehe auch Stichwort, Seite 2) einstellungs-pflichtigen Dienstgebern (ohne Bund und Länder) sind 1981 lediglich 6.218 — das sind nur knapp mehr als 40 Prozent - ihrer Pflicht auch nachgekommen. Alle übrigen haben sich mit der sogenannten Ausgleichstaxe freigekauft (für 1983 ist pro nichteingestelltem Behinderten eine Taxe von 720 Schilling monatlich zu entrichten).

Nicht nur daß die Einstellungspflicht in Österreich weniger streng gehalten ist, in der Bundesrepublik zum Beispiel kommt schon auf 16 Beschäftigte ein Arbeitsplatz für einen Behinderten, oftmals werden die speziellen Kündigungsvorschriften kalt umgangen. Es nimmt daher nicht wunder, wenn unter behinderten Arbeitskräften der Anteil jener minimal ist, die auf ein längerfristiges Beschäftigungsverhältnis verweisen können.

Nicht selten muß fehlendes Wissen der Behinderten über ihre gesetzlich verankerten Rechte als Ursache für Benachteiligung genannt werden. Das kann aber kaum überraschen, wenn man den Kompetenz-Wirrwarr in der Behinderten-Politik miteinrechnet.

Auf dem langen Weg zwischen Bundeskanzleramt als oberster Koordinierungsstelle, dem Sozialministerium, den Arbeitsämtern und den Landesinvalidenämtern verläßt viele arbeitssuchen-de Behinderte nicht selten der Mut. Alle Anläufe in Richtung Kompetenzzusammenfassung — vor allem in den sechziger Jahren - sind bisher gescheitert.

Erstes Ziel der Arbeitsmarktpolitik für Behinderte bleibt, so der im Sozialministerium für Behindertenfragen zuständige Sektionschef Karl Ernst, die Unterbringung der Behinderten auf dem offenen Arbeitsmarkt. Aber gleichzeitig muß Ernst auch zugeben, daß in diesen schwierigen Zeiten immer öfter in sogenannte geschützte Werkstätten ausgewichen werden muß.

Mit Geld allein sind die Arbeitsplatzprobleme behinderter Mitbürger sicher nicht zu lösen. Dennoch soll der Hinweis auf den im Jahr der Behinderten eingerichteten Nationalfonds nicht fehlen. Aus seinen durch Spenden aufgebrachten Mitteln können Behinderte zusätzlich unterstützt werden (PSK 1.047.000).

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