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„Ein Mann der Zuversicht“
Dieser Papst Johannes Paul I. ist ein Freund der Menschen, ein Mann voller Herzlichkeit, Offenheit und Klarheit, ein Mann aber vor allem, der Zuversicht, Hoffnung und Optimismus ausstrahlt, sagte der Erzbischof von Wien, Kardinal Franz König, in einem ausführlichen Telefonat mit Kathpress am Sonntag abend.
Der neue Papst sei ein Freund Österreichs. Als Sohn der Dolomiten und Bischof einer Nachbardiözese werde er bei den Österreichern rasch Zugang finden. Er spreche übrigens recht gut deutsch und möglicherweise - Kardinal König deutet dies sehr vorsichtig an - würde er vielleicht auch einmal Österreich besuchen. Ihn, den Erzbischof von Wien, verbinde mit dem neuen Papst auch die Vorliebe für die Berge. So wie er habe auch Kardinal Luciano vor dem Konklave noch eine Bergtour unternommen. Kardinal König sagte, er kenne Albino Luciani von früher - der Patriarch von Venedig habe ihn einmal zu einem Vortrag in die Lagunenstadt eingeladen.
König unterstrich in dem Kath- press-Gespräch, daß der neue Papst sicherlich ein Mann des Konzils sei. Er werde dessen Beschlüsse durchführen, gleichzeitig sich aber fest und entschlossen dagegenstemmen, wenn unter Berufung auf das Konzil Auflösungstendenzen sichtbar würden.
Auf die gelegentlich geäußerte konservative Grundhaltung des neuen Papstes angesprochen, sagte Kardinal König, er würde dies nicht primär in theologischer Hinsicht verstehen. Der Papst sei als Mensch sehr offen, sehr gesprächsbereit, kein Freund von „Wenn und Aber“, sondern ein Vertreter klarer Standpunkte. Er wisse auch, daß Führen immer auch Entscheiden heiße. Johannes Paul I. sei weder in seinem Verhalten noch in seiner Ausdrucksweise das, was man sich gemeiniglich unter einem Diplomaten vorstelle. Er, Kardinal König, sei aber überzeugt, daß der neue Papst die Ostpolitik seines Vorgängers in der ihm gemäßen Form weiterführen werde. Weiterführen werde er auch gewiß die. Bischofssynoden.
Wenngleich der neue Papst im vierten Wahlgang mit überwältigender Mehrheit gewählt wurde, so sei seine Wahl, wie Kardinal König sagte, eine große Überraschung gewesen. Vielfach sei ja die Meinung vertreten worden (und er, Kardinal König, habe sie auch geteilt), daß diesmal unter Umständen ein Nichtitaliener zum Papst gewählt hätte werden können. Daß dies schließlich nicht der Fall war, sei nicht etwa auf einen Widerstand der italienischen Kardinale zurückzuführen gewesen. Die italienischen Kardinale hätten gewiß keine Schwierigkeiten gehabt, einen Nichtitaliener zum Papst zu wählen. Aber gerade die Kardinale aus Amerika, aus der Dritten Welt, aber auch aus dem übrigen Europa hätten gemeint, daß mit Rücksicht auf die heikle Situation Roms und Italiens es doch besser wäre, noch einmal einen Italiener zum Papst zu küren.
Kardinal König sagte abschließend, er halte die Wahl Kardinal Lucianis zum Oberhaupt der Kirche für eine sehr glückliche Wahl. Er sei überzeugt, daß dieser Papst, so wie er bei seinem ersten Auftreten die Herzen der Römer gewann, auch die Herzen der Menschen in aller Welt gewinnen werde. Er habe die Gabe, jenen hoffnungsvollen Optimismus zu vermitteln, den die Kirche, den die Christen und den die ganze Welt heute so notwendig brauchten.
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