7052860-1991_07_15.jpg
Digital In Arbeit

Ein Mann mit Genierer

Werbung
Werbung
Werbung

Die Großen des deutschen Theaters sind pikiert. Einer der Ihren erlaubte sich beim Aushandeln seiner neuen Bezüge einen Fehltritt sondergleichen: Jürgen Flimm, Intendant des Hamburger Thalia-Theaters, verzichtete auf Erhöhung! Noch schlimmer: Er bestand darauf, daß sein Gehalt um die Hälfte gekürzt wird, während er an anderen Häusern inszeniert. Flimm fiel den Kollegen schon unangenehm auf, als er über Peter Zadek, einen Großverdiener des deutschen Theaters, äußerte, er bringe durch das Kassieren hoher Gehälter trotz Abwesenheit den „ganzen Berufsstand in Verschiß”.

Die Zeitschrift „Theater heute” berichtet über den Fall. Flimm will ein Zeichen setzen. Er ist der erste deutsche Theatermacher, der sich öffentlich geniert. Das Hinauflizi-tieren der Bezüge für Privilegierte endet nicht: Der neue Bonner Schauspiel-Intendant Manfred Beilharz verdient gut doppelt soviel wie der viel berühmtere Flimm - umgerechnet 213.000 Schilling, zwölfmal pro Jahr. Natürlich werden Intendanten-Regisseuren Inszenierungen am eigenen Haus separat bezahlt. Und doch sind die Feudalherren des deutschen Sprechtheaters arm, verglichen mit den Kollegen vom Musiktheater. Oder mit den prominenten Bühnenbildnern, die laut „Theater heute” als festbesoldete Professoren bis zu dreieinhalb Millioen Schilling jährlich dazuverdienen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung