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Ein Menschenbild voll Hoffnung

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Die Leitung der Katholischen Frauenbewegung Österreichs hat nebenstehenden Text im Hinblick auf die Tagung in Schloß Puchberg am 28729. Jänner ausgearbeitet.

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Die Leitung der Katholischen Frauenbewegung Österreichs hat nebenstehenden Text im Hinblick auf die Tagung in Schloß Puchberg am 28729. Jänner ausgearbeitet.

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Von der Gesetzgebung her und von der allgemein vertretenen Theorie des partnerschaftlichen Miteinanders ist die Gleichberechtigung der Frau im großen und ganzen vollzogen. Die Wirklichkeit, die tägliche Praxis aber, hinkt noch weitgehend hinter der Forderung nach Gleichberechtigung der Frau in allen Lebensbereichen nach.

Dies gilt auch für die Frauen selbst, die der Forderung nach Gleichberechtigung und Emanzipation entsprechend ihrer Lebenssituation, ihrem Bildungsgrad und der von ihnen vertretenen Ideologie sehr unterschiedlich gegenüberstehen.

Unsere Zeit ist geprägt durch eine starke aber uneinheitliche Entwicklyng in allen Belangen, die eine Änderung der Position der Frau in Gesellschaft und Kirche betreffen und sie ist auch durch eine, starke Betroffenheit aller, besonders aber der jungen Frauen, gekennzeichnet. Viele Frauen und Männer sind in ihrer Lebensaufgabe verunsichert.

Trotzdem bewerten wir die dadurch entstandene Situation der Beunruhigung als positiv, weil sie aktives Interesse beweist, diese Frage einer positiven Lösung zuzuführen.

Nachdem die jahrzehntelange Forderung nach gleichen Bildungschancen für Mädchen und Frauen nicht nur vom Gesetz, sondern weitgehend auch in der Praxis durchgesetzt ist, sind hier vor allem zwei Konsequenzen anzustreben:

• Es muß Frauen ermöglicht

werden, alle von ihnen angestrebten Positionen (im besonderen auch Führungspositionen) entsprechend ihrer Qualifikation erreichen zu können. Das gilt gleichermaßen für den gesellschaftlichen wie für den kirchlichen Bereich.

• Die noch in vielen Fällen un- verwirklichte gesetzliche Bestimmung „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ muß auch in der Praxis unbedingt durchgesetzt und eingehalten werden.

Als unser besonderes Anliegen möchten wir darauf verweisen, daß Frauen, die in der Kleinkinderphase bei ihrem Kind zu Hause bleiben möchten, dazu ohne jede Diskriminierung die Möglichkeit gegeben werden soll. (Ebenso

wichtig ist es aber, daß dem Vater ebenfalls die Möglichkeit gegeben wird, seinen Aufgaben und Verpflichtungen gegenüber seinem Kind nachzukommen.)

Für den Bereich der Kirche schlagen wir Folgendes vor:

• Gleichwertige Einbeziehung der Frau in die verschiedensten Gremien der Kirche, vom Pfarr- gemeinderat bis zum Pastoralrat.

• Die Bereiche Diakonat und Ordination für Frauen sollten gründlich studiert werden.

• Die heute gegebenen Möglichkeiten: Kommunionspendferin-

nen, Ministrantinnen, Lektorin- nen und Teilnahme an der Liturgie in gestaltender Funktion müssen voll ausgeschöpft werden.

• Theologinnen sollen, entspre-

chend ihrer Qualifikation, in der Pastoral und an den Hochschulen eingesetzt werden.

• In der Priesterausbildung sollte darauf Wert gelegt werden, die Frau als Partner zu sehen sowie die Gleichwertigkeit der Frau und ihre Stellung in Kirche und Gesellschaft zu akzeptieren.

Für den Bereich der Gesellschaft schlagen wir Folgendes vor:

• Zugang für Frauen zu allen öffentlichen Ämtern in Politik, Medien und Kultur.

• Die Verteilung der Arbeitslasten soll individuell und nicht nach Geschlecht erfolgen.

• Die Vermarktung der Frau muß verhindert werden.

• Wir fordern Maßnahmen zur Eindämmung von Pornographie und Prostitution.

• Bewußtseinsbildung bei Frauen und Männern

• Maßnahmen zur Befähigung und Qualifizierung von Frauen

• Förderung der Solidarität unter Frauen

• starke Frauenorganisation

• Zusammenarbeit der Frauenorganisationen

• Öffentlichkeitsarbeit

Zuletzt möchten wir unserer Erwartung Ausdruck geben, daß die hier gemachten Feststellungen und Vorschläge einen breiten Konsens finden mögen (auch und gerade innerhalb der Kirche). Wir glauben, daß die stattfindenden Entwicklungen hingehen auf ein Menschenbild, daß Männern und Frauen Hoffnung zu geben imstande ist.

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