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Ein neues Gebetszentrum

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Das heutige kirchliche Leben scheint fast nur noch die hl. Messe als die Stätte der Begegnung mit Gott zu kennen. Die vielfach in früheren Zeiten so beliebten Formen der Andacht, wie Prozessionen, Rosenkranz, Maiandachten erwecken den Eindruck, daß sie dem Aussterben geweiht sind. Gewiß, die heilige Messe ist das Zentralgeschehen im gottesdienstlichen Leben der Kirche, aber benötigt der Mensch daneben nicht doch immer wieder andere Formen der Frömmigkeit, die ihm seinen Weg zu diesem Zentralgeschehen erleichtern?

Der Josephinismus hat bekanntlich versucht, so gut wie alle Frömmigkeitsformen außer der heiligen Messe und der Spendung der heiligen Sakramente „auszuräumen“. Er verbot die Wallfahrten, hob alle Bruderschaften auf und führte sie in eine einzige über, verminderte die Feiertage, gab genaue Anweisungen, wie viele Kerzen bei einer Messe angezündet sein dürften, verbot feierliche Begräbnisse und befahl, daß die

Leichen, nur in einem einfachen Sarg mit Kalk übergossen, in der Erde bestattet werden durften. Die beschaulichen Klöster hob er insgesamt auf, da das reine Gebet seiner Meinung nach völlig „unnütz“ war, und die übrigen Klöster, die Schule, Krankenpflege oder Seelsorge betrieben, reduzierte er gewaltig, da er insgeheim die Furcht hatte, auch in ihrem Leben könnten sich wieder Kristallisationspunkte für ein beschauliches Leben bilden. Der Josephinismus scheiterte, mit vielen Reformen, obwohl der Klerus ihn weitgehend mitmachte, weil einfach das kleine Volk nicht auf seine geliebten Andachtsformen verzichten wollte, auf die geliebten Prozessionen, zu Ostern und Fronleichnam, auf seine Rosenkranzgebete, seine „schöne Leich“, seine „lustige" Firmung usw. Auch die heutige Zeit macht den Eindruck, daß sich etwas ähnliches wiederholt wie zur Zeit des Josephinismus: Mögen noch so viele Reformer versuchen, das Antlitz der Kirche zu wandeln, das Volk macht hier nur sehr zögernd mit. Denn es will fromm sein und sich nicht in endlosen Diskussionen verlieren, es will in seinen Nöten zu seinem Gott gehen und in seiner Sprache reden, es will getröstet werden und einen Sinn in diesem Leben erblicken. Wäre dem nicht so, dann wären Erscheinungen wie der Ro- senkranz-Sühnekreuzzug mit seinen riesigen Erfolgen nicht erklärlich.

Dann wäre es auch nicht begreiflich, daß die Werktagsmessen in Österreich eigentlich gut besucht sind, insbesondere die Abendmessen. Niemand wird auch nur durch das kleinste Kirchengebot gezwungen, an ihnen teilzunehmen. Dieser gute Besuch der Werktagsabendmessen, die ja immer zahlreicher werden, ist geradezu ein Zeichen, daß unsere Zeit gar nicht so hoffnungslos areligiös ist, wie es oft dargestellt oder geglaubt wird. Wäre unsere Zeit im geheimen nicht vielleicht doch oft anders, als sie gesehen wird, dann wäre es auch nicht zu begreifen, wieso plötzlich im nördlichen Niederösterreich ein kleiner Wallfahrtsort mit dem Namen „Roggendorf“ wieder ganz plötzlich zum Blühen kommt. In der Barockzeit war diese kleine schöne Kirche, die dem Kloster Göttweig seit langem gehört, ein beliebter Zufluchtsort für das kleine fromme Volk gewesen. Dann erloschen langsam die Wallfahrten, bis sie plötzlich in unseren Tagen wieder aufflammten. Es wurde geradezu ein Gebetszentrum unserer Zeit. Jeden 13. versammeln sich dort Tausende von Menschen. Sie bitten um Festigung im Glauben, um geistliche Berufe, um die Erneuerung der Kirche und um den Frieden der Welt.

Dazu soll nun in der Nähe der Wallfahrtkirche eine Stätte ständigen Gebetes errichtet werden. Ein Kloster, mit anderen Worten. Unsere Zeit ist Klostergründungen gar nicht so abhold, wie es zunächst scheint. Allein in der Nachkriegszeit wurden in Österreich zwei neue Karmelite- rinnenklöster gegründet (Mariazell, Rankweil) und von Österreich eines in Korea. Die Zisterzienserinnen er- öffneten ein kleines Kloster im Burgenland. Nun soll auch dieser Orden das geplante Kloster bei Roggendorf, das den Namen Marienfeld tragen wird, besiedeln. Marienstem am Bodensee ist das Mutterkloster für diese neue Gründung.

Alles ist bereit: der Baugrund ist vorhanden, er wurde von dem Stift Melk, das rund um die in der Nähe gelegene Prandtauer-Kirche Wullersdorf seit alters her Gründe hat, gespendet. Hier steht ein großes Kreuz, das der Generalabt des Zisterzienserordens, Sighard Klein aus Rom, am 12. Mai dieses Jahres weihte. Kandidatinnen haben sich bereits für den Eintritt ins Kloster gemeldet. Architekt Dipl.-Ing. Walter Hildebrand entwarf die Pläne für das Kloster. Was fehlt, ist ein Teil der materiellen Mittel für den Bau. Um sie -zu beschaffen, wurde ein kleiner Verein „Freunde von Marienfeld“ gegründet, dessen Aufgabe es ist, die so notwendigen Gelder im wahrsten Sinn des Wortes zu erbetteln. Dieses Unterfangen scheint gar nicht so uftlösbar: denn die kleinen Groschen der Witwen, zusammengetragen, haben noch immer große Werke ermöglicht. Und so wendet sich auch dieser kleine Artikel an die Leser mit der Bitte, in die Tasche zu greifen und eine Spende auf das Konto der „Freunde von Marienfeld“ zu senden.

Verlangen Sie Erlagscheine und Material beim Verein „Freunde von Marienfeld“, 1190 Wien, Nußwaldgasse 14.

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