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Ein ökologisches Fit-Programm für den Großraum Feldbach

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„Sustainable Developement" ist das Zauberwort, daß hinter einem ökologischen Fit-Programm für den steirischen Bezirk Feldbach steht.

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„Sustainable Developement" ist das Zauberwort, daß hinter einem ökologischen Fit-Programm für den steirischen Bezirk Feldbach steht.

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Was mit „Sustainable Developement" gemeint ist, geht aus der deutschen Übersetzung „Nachhaltige Entwicklung" nur unzureichend hervor. Nachhaltigkeit könnte aber zu einem neuen Paradigma unseres Wirtschaftens werden. Der Grundgedanke ist simpel: Wir dürfen nur soviel Rohstoffe und Energie verbrauchen, wie uns 'die Natur nachliefern kann. Die Realität sieht allerdings anders aus: die Energieversorgung ist auf Erdöl und Atomkraft aufgebaut, Tag für Tag werden neue naturfremde Stoffe in die Welt gesetzt, die Landwirtschaft verbraucht riesige Mengen an Kunstdüngern, Spritzmitteln und Eiweißfutter.

Daß es auch anders geht, beweisen die zahlreichen „Islands of Su-stainability" - die Inseln der Nachhaltigkeit. Dies sind meist kleinräu-mige, regionale Projekte, in denen es gelungen ist, im Einklang mit Mensch und Umwelt zu wirtschaften. Damit die Inseln keine Inseln bleiben, sondern sich langsam ausbreiten, bedarf es konkreter Strategien. Am Institut für Verfahrenstechnik der Technischen Universität Graz wird dazu am Projekt ÖKOFIT (Ökologischer Bezirk Feldbach durch Integrierte Technik) gearbeitet. ÖKOFIT versucht, wie Projektleiter Michael Narodoslawsky ausführt, das Konzept der Nachhaltigkeit auf einen ganzen Bezirk zu übertragen.

Zuerst wurden sämtliche Stoffströme in und aus dem Bezirk erfaßt. Ausgehend von den Daten sämtlicher eingesetzter Rohstoffe und anfallender Abfälle wird nun versucht, an Vernetzungen zu arbeiten.

Regionales Recycling ist gefragt, le kürzer die Kreisläufe geschlossen werden können, desto besser. Die Transportkosten sind geringer, die, Wertschöpfung bleibt in der Region. Fallen trotzdem Abfälle an, wird versucht, diese wieder als Rohstoffe einzusetzen. „Regionale Nutzungskaskaden" heißt das im Fachjargon. Wobei auch Narodoslawsky deren Grenzen dann erreicht sieht, wenn etwa ein Verarbeitungsbetrieb von den gefährlichen Abfällen eines anderen so stark abhängig wird, daß

die Kuppelproduktion sinnvollere Innovationen verhindert. Zusätzlich wird versucht, die Rohstoffe möglichst aus der Region zu erhalten. Nachwachsenden Rohstoffen kommt eine besondere Bedeutung zu, denn nur sie können langfristig eine ausreichende Versorgung sicherstellen.

Die Betriebsstruktur des Bezirks Feldbach kommt diesen Anliegen entgegen: es dominieren Klein- und Mittelbetriebe. Sie sind flexibel genug, um auf diese Neuerungen einsteigen zu können. Neben der Landwirtschaft und der holzverarbeitenden Industrie sind im Bezirk vor allem Schlachtereien ansässig. Nur die

in Feldbach gelegene Lederindustrie bereitet den Wissenschaftlern Sorgen, denn sie versucht sich ihrer Abfälle auf die bequeme Art zu entledigen: mittels Verbrennungsanlage.

Das Projekt, das vom Wissenschaftsministerium unterstützt wird, um an einem Modellbezirk Möglichkeiten und Methoden der Nacnhal-tigkeit zu untersuchen, soll demnächst in die Umsetzungsphase gehen. Zuerst sollen zwei Schlüsseltechnologien etabliert werden: die bioge-ne Versorgung mit Nahwärme (Hackschnitzel, Stroh, ...) und die direkte Verwertung von Schlachtabfällen. Die Erwartungen sind hoch. ÖKOFIT könnte dazu beitragen, dem krisengeschüttelten Bezirk auch wirtschaftlich auf die Beine zu helfen.

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