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Ein Österreicher ist der geborene Raumfahrer

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Diese All-Tagsgeschichten aus dem Werkstattbetrieb in einer Raumstation kennt die. Menschheit an sich zwar schon seit vielen Jahren. Doch was schert das schon einen Österreicher, wenn die Amerikaner oder Russen immer wieder einmal irgendein zweibeiniges Versuchskaninchen aus anderen Ländern mitnehmen, damit man sieht, wie sich bei dieser oder jener Rasse nach drei Maß Weltraum-Bier oder Allerwelts-Heurigem aus der Tube der Blasendruck verändert.

Gottlob ist bei Eurem Franz ja alles wieder gut abgelaufen, obwohl er ja zeitweise für den ORF extra Kopf stand. Dadurch konnte er das Wasser länger halten und später das Honorar in der Tarifgruppe „Artistik" abrechnen. Problematisch wird alles erst, wenn der zweite Österreicher ins All fliegt, denn ab dann ist es eine neue Berufsgruppe, die unbedingt eine Gewerkschaft braucht und exakte Arbeitszeiten.

Was ich immer schon gesagt habe, ist damit endlich bewiesen: Ein Österreicher ist der geborene Raumfahrer!

Diese Leichtigkeit des Seins, dieses sorg- und schwerelose Schweben über dem Boden der Tatsachen war allerdings bisher vor allem das Qualifikations-Merkmal für viele Traumwandler unter den Politikern. Und jetzt greift plötzlich ein völlig parteiloser Mensch wie Du und ich nach den Sternen, um unseren weiß-blauen Himmel rotweiß-rot aufzupolieren.

Voll Neid und Bewunderung hingen wir Bayern täglich am Femseher, um über den ORF endlich zu erfahren, wie es im

Weltall wirklich zugeht. Und wenn man österreichische Zeitungen liest, hat man den Eindruck, daß mit dem ersten Huckepack-Kosmonauten aus Österreich die Raumfahrt erst richtig begonnen hat.

Noch mehr bewunderten den tollen Stratosphären-Hecht Franz Viehböck offenbar die sowjetischen Hilfs-Raumfahrer, die in der Raumstation MIR immer so verlegen herumstanden und dem österreichischen Raumpfleger ein wenig bei der Arbeit zur Hand gingen. Sie wirkten genau so tief beeindruckt wie wir gewöhnlichen Erdenbewohner, wenn sie hörten, was der Mann alles zu erzählen hatte: daß der Appetit von Franz Viehböck glänzend und der Stuhlgang in Ordnung ist, daß er sich schon gewaschen, aber noch nicht geduscht, doch möglicherweise auch schon völlig schwerelos geschneuzt hat.

Daß da jetzt der österreichische Bundespräsident stolz und glücklich ist über soviel Mut wundert mich nicht. Mich wundert es schon eher, daß Kurt Waldheim, der ja für seinen Mut bekannt ist, diese Traumreise mit derart viel Publicity einfach dem Franz Viehböck überlassen hat. Was hätte man von da droben für einen Überblick übers Land, was könnte man da als permanenter Überflieger nicht alles an diplomatischen Grußbotschaften über alle Länder verstreuen.

Doch jetzt ist es für Waldheim zu spät. Denn wenn der nunmehr höchste Österreicher, „Der Mann, dem das Weltall vertraut" nicht zum neuen Bundespräsidenten gewählt wird, dann kann Euch Österreichern wirklich niemand mehr helfen.

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