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Ein Schritt zur Wende

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Es hat sehr lange gedauert, aber nun hat sich der Sicherheitsrat der UNO doch zu einem Embargo gegen Serbien und Montenegro durchgerungen. Es wurde ein totales Handelsembargo beschlossen und das Einfrieren der serbisch-montenegrinischen Auslandsguthaben.

Die Schlangen vor den Tankstellen und Lebensmittelgeschäften sind erste Auswirkungen der UNO-Sanktionen, doch sie zeigen natürlich auch, wen diese Maßnahmen vor allem treffen: die Bevölkerung.

Andererseits könnte gerade die wachsende Unzufriedenheit in der Bevölkerung endlich zu einer Wende und zum Ende des furchtbaren Krieges führen. Und es gibt auch Anzeichen für eine solche Wende: Die Opposition gegen das kommunistische Milosevid-Regime fühlt sich durch die UNO-Sanktionen unterstützt.

Noch am vergangenen Wochenende kam es in Belgrad zu einer Demonstration von rund 30.000 Menschen für den Frieden. Auf einem Spruchband stand folgender Text zu lesen: „Hau ab, Du Saddam-Typ, wegen Deines Sozialismus sind wir so weit gekommen."

Es ist zu hoffen, daß sich nun auch das „andere Serbien" wieder stärker zu Wort meldet, das sich humanistischen Traditionen verpflichtet fühlt und dessen Vertreter es nicht wagten, in einer systematisch geförderten Kriegs- und Propaganda-Hysterie ihre Stimme zu erheben. Bemerkenswert ist auch, daß die orthodoxe Kirche öffentlich und deutlich auf kritische Distanz zur Regierung in Belgrad gegangen ist.

Daß Milosevic und Genossen immer isolierter werden, beweisen auch die Parlamentswahlen in Serbien und Montenegro, die von der Opposition boykottiert wurden. Eine Wahlbeteiligung von 50, maximal 60 Prozent machte diesen Urnengang zu einer Farce.

In der UNO haben 13 der 15 Mitgliedsstaaten des Sicherheitsrates für das Handelsembargo gestimmt - auch Rußland war für den Boykott, nur China und Simbabwe enthielten sich der Stimme.

Präsident Miloseviö hatte vor der Abstimmung noch versucht, die Bürger Rest-Jugoslawiens zu beruhigen, indem er sich auf die Freunde berief, die Serbien habe. Nach dem UNO-Beschluß verlautete aus Belgrad, die Sanktionen seien „lächerlich". Und wieder wurden die bekannten nationalistischen Töne angeschlagen: Das sei eben der Preis, „den wir bezahlen für unsere Unterstützung der Serben außerhalb Serbiens".

Die UNO-Sanktionen könnten ein entscheidender Schritt sein, um den Serben zu Bewußtsein zu bringen, daß dieses Regime sie ins Verderben führt.

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