7208925-1992_23_11.jpg
Digital In Arbeit

EIN SIEG OHNE LOSUNG

19451960198020002020

Am 5. Juni jährt sich der Beginn des Sechs-Tage-Krieges zum 25. Mal. Diesem ging eine sehr bedrückende Stimmung voraus. Der inzwischen verstorbene ägyptische Staatspräsident Gamal Abdel Nasser konnte damals eine anti-israelische Koalition -bestehend aus Ägypten, Jordanien, Syrien und dem Irak -bilden sowie die Unterstützung aller anderen arabischen Staaten erhalten. In Israel verbreitete sich Angst vor einem neuen Holo-kaust.

19451960198020002020

Am 5. Juni jährt sich der Beginn des Sechs-Tage-Krieges zum 25. Mal. Diesem ging eine sehr bedrückende Stimmung voraus. Der inzwischen verstorbene ägyptische Staatspräsident Gamal Abdel Nasser konnte damals eine anti-israelische Koalition -bestehend aus Ägypten, Jordanien, Syrien und dem Irak -bilden sowie die Unterstützung aller anderen arabischen Staaten erhalten. In Israel verbreitete sich Angst vor einem neuen Holo-kaust.

Werbung
Werbung
Werbung

Die effektive arabische Propagandamaschine sprach davon, die Juden ins Meer zu treiben. Nur wer hier geboren wurde, könne bleiben. Das Gefühl, vor einem zweiten Holokaust zu stehen, war auch in der jüdischen Diaspora zu verspüren. Zum ersten Mal seit der Gründung des Judenstaates 1948 kam es den Juden der Welt zu Bewußtsein, daß Israel nicht nur ein Staat wie jeder andere, sondern der einzige Judenstaat ist und sein Untergang dem Judentum seinen letzten Zufluchtsort nehmen würde.

Dank eines militärischen Husarenstreichs der israelischen Luftwaffe, der es am 5. Juni 1967 gelang, im Tiefflug unter dem Radarschirm 350 von den 600 Kampfflugzeugen des arabischen Feindes samt Flugpisten zu vernichten, hatte Israel einen freien Himmel, um seine Luftwaffe wirksam einzusetzen. So konnte die israelische Armee in einem Blitzkrieg die gesamte Sinaihalbinsel, Westjordanland und die Golanhöhen erobern (siehe Graphik).

Es war dies Israels größter Sieg, den es je errungen hat. Doch gerade dieser wurde auch zum Verhängnis für den Judenstaat und führte zu neuen Problemen, die bis zum heutigen Tag nicht gelöst werden konnten.

Das Gefühl der Bedrückung vor dem Krieg wechselte in eine Euphorie des Sieges. Die Tatsache, daß in diesem Krieg trotz allem mehr als 600 israelische Soldaten fielen und zirka 2.500 schwer verwundet wurden, wurde in dieser Hochstimmung völlig verdrängt - ähnlich wie die Verluste der Gegenseite. Israels Militärmaschine funktionierte zwar reibungslos, doch es war nicht klar, was nach dem Sieg geschehen sollte. Auf einen solchen Sieg war man nicht vorbereitet.

Gamal Abdel Nasser erklärte hochmütig in Kairo, daß, „was mit Gewalt genommen, mit Gewalt zurückerobert werden muß". Nicht weniger überheblich erklärte der damalige israelische Verteidigungsminister Mosche Dayan: „Ich erwarte einen Anruf König Husseins, um das Los von Cis-jordanien zu bestimmen." Dieser Anruf kam jedoch nie, denn der kleine König mußte um sein eigenes Leben bangen.

Guter Rat war teuer und schlechte gab es zur Genüge. Kurz nach dem Sechs-Tage-Krieg wurde der Begründer und erste Ministerpräsident des Judenstaates, David Ben Gurion im Fernsehen interviewt und um seinen Rat gefragt. Er sagte kurz und bündig: „Sofort alle besetzten Gebiete bedingungslos räumen. Nur das neu vereinte Jerusalem soll weiterhin vereint bleiben." Doch dem Mentor der israelischen Politik schenkte man kein Gehör. In Israel fühlte man sich als Sieger und wollte dies auch weidlich auskosten.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung