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Ein Trend, keine Umkehr

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Der Vorarlberger Landeshauptmann hat hoch gepokert - und gewonnen: Trotz leichter Schrammen beim Stimmenanteil wurde der Mandatsstand gehalten. Man hat Martin Purtscher abgenommen, daß er sich aus der Politik zurückzieht, wenn „seine“ ÖVP die absolute Mehrheit verliert, hat gewußt, daß er nicht der windige Typ ist, der sich's nachher dann doch richten wird. Und offensichtlich waren alle Herausforderer lange nicht so vertrauenswürdig, daß man ihnen das Steuer im „Musterländle“ überlassen wollte.

Den FPÖ-Wahlerfolg - eine Verdoppelung der Mandate, über fünfeinhalb Prozent Zuwachs beim Stimmenanteil - trübt nicht, daß die Freiheitlichen am Wahlziel, die ÖVP-Absolute zu brechen, gescheitert sind. Vielmehr haben die „Erneuerer“ eine bemerkenswerte innerparteiliche Niederlage mit dem Erfolg eingefahren: Harald Jörg, der der Bregenzer FPÖ als quereinsteigender Spitzenkandidat in bekannter Manier aufgepfropft worden ist, hatte - eine Bestätigung stand bei Redaktionsschluß noch aus - gegenüber dem ausgebooteten bisherigen FPÖ-Klubobmann Dietger Mader durch Vorzugsstimmen das Nachsehen. Eine saftige Ohrfeige.

SPÖ-Herausforderer Arnold Hä-fele, im Wahlkampf mit Boxhandschuhen unterwegs, wurde mit einem Stimmenfünftel ausgezählt. Für die SPÖ, Bundeskanzler Franz Vranitzky redet gar nicht herum, „ganz sicherlich ein Rückschlag“.

Und nur politischer Masochismus kann die gespaltenen Grünen darüber hinwegtrösten, daß lediglich die Hälfte des bisherigen Mandatsstandes die erste Vertretungsperiode im Landesparlament überdauert hat.

Natürlich können landespolitische Entscheidungen nicht im Maßstab eins zu eins auf Bundesebene übetragen werden. Da hat sich die ÖVP in den Jahren vor 1986 gründlich getäuscht. AW r mit Vorbehalt seien trotzdem Rückschlüsse gewagt. Der rote Faden:

Lucona und Noricum sind - wo und wann immer jetzt gewählt wird - Mühlsteine am Hals der SPÖ. Zwar ist ihre Position als relativ stärkste Partei derzeit (noch) ungefährdet, aber deutlich unter dem Niveau der letzten Nationalratswahl. Die ÖVP hat sich nach den dramatischen Einbrüchen etwas stabilisiert, aber nicht erholt. Die FPÖ knabbert weiteram Wählerbestand. Vom Ziel, wieder die Nummer eins zu werden, ist die ÖVP weit entfernt.

Die FPÖ wird zulegen: als Protestpartei, auch wenn die Straße des Erfolgs schon auffallend viele Schlaglöcher zeigt: in der Steiermark etwa, auch in Niederösterreich. „Nebendarsteller“ fallen aus der Rolle. Und die grüne Spaltung in Bürgerliche und Alternative, durch die „Säuberung“ im Grünen Klub längst vollzogen, kann auch bei addierbaren guten Stimmenanteilen zu weniger Mandaten führen.

Durchaus ein Trend. Weit und breit keine Trendumkehr.

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