Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Ein „vierter Mann”?
Daß die ÖVP die Koalition nur deshalb beendet hat, weil ihr demoskopische Daten Aufwind signalisiert haben, erscheint immer unwahrscheinlicher. Alles deutet daraufhin, daß bei sofortigen Wahlen keine dramatischen Veränderungen gegenüber 1994 zu erwarten wären.
Im Wahlkampf werden die TV-Auftritte der Spitzenkandidaten sicher entscheidender sein als das derzeit auf Plakaten Gebotene. Daß die SPO auf ihre Sozialkompetenz setzt, ist klar, ihre Parolen („Wir werden nicht zulassen, daß ...”) zeigen sie aber eher in der Defensive als an der Regierung, so, als ob sie die Verantwortung für die Leitung des Unternehmens Osterreich mit der Rolle des Betriebsrates getauscht hätte. Die ÖVP spielt logischerweise die Wirtschaftskarte, sollte aber bedenken, daß den Bürgern nicht nur ein „harter” Schilling wichtig ist, sondern auch, ob sie selbst genug von dieser Währung in der Tasche haben.
Den (anfechtbaren) FPO-Slogan „Er hat euch nicht belogen” muß man als gefährliche Drohung auffassen. Keiner darf also daran zweifeln, daß Jörg Haider bei seinem jüngstem Auftritt in Klagenfurt sein wahres Gesicht gezeigt hat.
Grüne und Liberale können nur Statisten bleiben, denn es geht um die relative Mehrheit, um den Anspruch auf die Kanzlerschaft. Und da ist klar: Haider-Wähler wollen einen anderen Staat, eine Dritte Republik, Schüssel-Wähler Veränderungen im gegenwärtigen System, Vranitzky-Wähler Stabilität. Daß sich Franz Vranitzky nicht allen TV-Duellen stellt, könnte ihm schaden. Sind seine Tage an der SPÖ-Spitze unter Umständen gezählt? 1983 ging aus dem Duell Kreisky/Mock als „dritter Mann” Fred Sinowatz als Kanzler hervor. Wird diesmal im Falle eines sehr knappen SPO-Er-folges womöglich ein „vierter Mann” Bundeskanzler?
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!