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Ein Visionär voller Kraft und Breite

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Am 27. Dezember verstarb Hanns Koren im 79. Lebensjahr. Seine Persönlichkeit, seine christlichen und kulturellen Ideen wirken weit über den steiri-schen Raum hinaus weiter.

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Am 27. Dezember verstarb Hanns Koren im 79. Lebensjahr. Seine Persönlichkeit, seine christlichen und kulturellen Ideen wirken weit über den steiri-schen Raum hinaus weiter.

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Hanns Koren ist am 20. November 1906 in Köflach geboren worden. Seine Vorfahren wanderten vom Trojanerpaß (Slowenien) in die Steiermark und es mag seine Bedeutung haben, daß der Name Koren auf slowenisch „Wurzel" bedeutet.

Koren hat in den dreißiger Jahren sich zweimal in Salzburg betätigt, wo er das Institut für religiöse Volkskunde aufbaute. In Graz war er Schüler von Viktor Geramb, dem ersten Ordinarius

für Volkskunde, wo er am 10. März 1932 zum Doktor der Philosophie promovierte.

Im Jahre 1936 ist Koren aus Salzburg vom damaligen steiri-schen Landeshauptmann Karl Maria Stepan nach Graz berufen worden, um als Kustos am steiri-schen Volkskundemuseum zu wirken. Mit Stepan, der nach dem Krieg mit bitteren KZ-Erfahrungen Generaldirektor der Styria wurde, verband ihn innige Freundschaft.

Koren hat nach, der Kriegszeit seine wissenschaftliche Arbeit sofort aufgenommen und wurde 1951 zum ordentlichen Professor für Volkskunde an der Grazer Universität ernannt. Im Sinne seines vielgeliebten Lehrers Geramb ist er nie müde geworden, die echte Volkskunde von touristischen Oberflächlichkeiten zu befreien.

Als Mitglied des Bundes Neuland sowie in seiner Arbeit in der Katholischen Aktion ist es ihm als Ehrenmitglied der CV-Verbin-dungen Carolina, Traungau und Babenberg in frommer, innerkirchlicher, rastloser Tätigkeit gelungen, die wahre christliche Brüderlichkeit, das echte „Katho-

likon" zu erzielen. In der heutigen Zeit, die von ökumenischen Bestrebungen geprägt erscheint, ist es Koren (Wurzel) gelungen, die unterschiedlichsten katholischen Strömungen wenigstens auf den gemeinsamen Nenner der Eucharistie und des Friedensgrußes zu vereinen.

Hanns Koren hat sich aber auch in der Politik einen Namen gemacht. Seine demütige und doch fulminante Rede beim steirischen Katholikentag 1950 über das Verhältnis von Kirche und Staat wirkt bis in unsere Tage. Obwohl kein „geborener" Politiker, hat er auch hier Berufungen niemals abgelehnt.

Koren war Abgeordneter zum Nationalrat, dann Landeskulturreferent, schließlich Präsident des steiermärkischen Landtages. Als Landeskulturreferent hat er das an Erzherzog Johann gemahnende Steirische Gedenkjahr nicht nur organisiert, sondern damit vieles an landesüblichem Kitsch entfernt.

1960 gründete er die „Steirische Akademie", die er, wie er einmal sagte, nur mit seinen Mitarbeitern „freihändig ohne Netz" durchführte. Dann setzte er, nicht ohne Widerstand aus den eigenen Reihen, die Durchführung der Grazer Biennale „Trigon" durch, wobei er, an die alte, ehrwürdige Ausstrahlung „Innerösterreichs" anknüpfend, Künstler der heutigen Zeit aus Österreich, Jugoslawien und Italien in Konfrontation präsentierte.

Und schließlich bündelte er die „Steirische Akademie", das „Trigon" sowie das „Forum Stadtpark", dessen Ehrenpräsident er gewesen war, in visionärer Sicht zum „Steirischen Herbst". Auch dabei hatte er als Präsident schwere Stunden durchlitten. Koren ist der einzige österreichische Kulturpolitiker gewesen, der die Vision und Ausstrahlung hatte, aus echter Heimatverbundenheit

Hanns Koren

die Kunst des Heute zu forcieren, und mit fast kindhafter Neugier die mögliche Kunst des Morgen zu erfragen.

Weitere wesentliche Akzente setzte Hanns Koren mit der Gründung des gesamtösterreichischen Freilichtmuseums bei Stübing, mit der Übernahme der Position des Vorsitzenden der wertvollen Aktion „Rettet die Altstadt", die auf die ganze Steiermark gerichtet ist, mit der Übernahme der Position des Vorsitzenden des Herausgebergremiums der „Kleinen Zeitung", sowie als Präsident des Joanneums, einem Museum ganz besonderer Art, weil es nach seinem Gründer, dem steirischen Prinzen, nicht nur Ort von Ausstellungen, sondern auch der Forschung verpflichtet ist.

Nachdem Koren schon längst alle anderen politischen Ämter zurückgelegt hatte, blieb er bis zu seinem Tod Vorsitzender der Herausgeber der „Kleinen Zeitung" und Präsident des Joanneums, wo er, schon von Krankheit gezeich-

. (Foto Philipp)

net, von seinem eigenen Zimmer aus immer wieder wertvolle Anregung gab.

Seine heimliche Liebe galt seinen literarischen Werken, von denen der Verlag „Styria" acht Bücher verlegt hat und seinem schönen kleinen Bauernhaus im west-steirischen St. Bartholomä, das stets frei war für alle Künstler, an der Spitze wohl Eugene Ionesco, und das auch Platz hatte, und dies war mehr als eine symbolische Geste, für die wohl schönste Königsplastik von Gerhard Moswit-zer, die von dort eigens zur Biennale nach Venedig gebracht wurde. Spätestens beim Empfang im Wiener Palais Pallavicini durch die Bundesparteileitung der OVP ist es allen Festgästen klar geworden, daß dieser Hanns Koren nicht nur im steirischen Raum, nicht nur im Trigon-Raum, sondern mit seinen christlichen und kulturellen Ideen in ganz Österreich wirkte. Ein Visionär von dieser Kraft und Breite wird uns allen fehlen.

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