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Ein Wahlkampf auf Sparflamme

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Das Jahr 1984 steht in Tirol nicht nur im Zeichen des Gedenkens an die historischen Ereignisse von 1809, sondern auch im Zeichen politischer Entscheidungen: Nach den Arbeiterkammerwahlen am 8. und 9. April finden am 17. Juni Landtagswahlen statt.

Trotzdem kann man von keinem hektischen Wahlklima sprechen. Offensichtlich sind alle Parteien und wahlwerbenden Gruppen bemüht, Wahlkampf auf Sparflamme zu führen. Das war schon bei den Arbeiterkammerwählen so, die bekanntlich einen sensationellen Erfolg der AAB/ ÖVP-Fraktion brachten (FURCHE 16/1984).

Für die bevorstehende Landtagswahl in Tirol ist der Ausgang der AK-Wahlen sicher nicht völlig bedeutungslos. ÖVP-Landes-obmann, Landeshauptmann Eduard Wallnöfer, kann sich ein Anhalten des für die Volkspartei günstigen Trends durchaus vorstellen. „Ich möcht' nicht nur nichts verlieren, wenn's geht auch etwas dazugewinnen", meint der Mann, der die Tiroler ÖVP - trotz seiner siebzig Lenze—neuerlich in die Wahl führen wird.

Bei öffentlichen Auftritten schießt er sich vor allem auf die Bundesregierung ein, die er für unfähig hält, die brennenden Probleme der Zeit zu bewältigen. Überdies sieht er es als patriotische Pflicht für die ÖVP-domi-nierten Bundesländer an, ihre Position als Gegengewicht zur sozialistischen und zentralistischen Bundesregierung auszubauen.

Was die ÖVP-Mannschaft betrifft, so bleibt eigentlich alles ziemlich beim alten. Bei einem ähnlichen Wahlausgang wie 1979 (ÖVP-Stimmenanteil 64,7 Prozent) wird Wallnöfer mit seinem bisherigen Team (Fritz Prior, Luis Bassetti, Alois Parti, Fridolin Zanon und Christian Huber) weitere vier Jahre regieren.

Auch bei den 24 Mandataren im Landtag wird es keine spektakulären Umwälzungen geben. Wallnöfer setzt eben auf die Zugkraft seiner bisher erfolgreichen Politik.

Mit weit weniger Zuversicht scheinen Tirols Sozialisten in diese vorverlegte Landtagswahl zu gehen. SPÖ-Landesparteisekre-tär Lothar Müller gibt offen zu, daß den Tiroler Sozialisten der ungute Wind aus Wien zu schaffen macht.

Also heißt die Devise: Halten, was man hat! Das sind immerhin zehn Mandate. Das politische Traumziel wäre natürlich die Brechung der Zweidrittel-Mehr-heit der ÖVP.

Die Sozialisten haben ihre Kandidaten bereits seit November 1983 feststehen. An der Spitze sind wieder Landesvize Ernst Fili und Landesrat Fritz Greiderer (für Innsbruck-Stadt).

Schwerpunkte des Wahlprogramms: Umweltschutz, Verminderung des Schwerlastverkehrs, Wohnbau, Arbeitnehmerförderung (Pendlerhilfe). Die Wahlwerbung will man auf die Gemeinden konzentrieren und ausschließlich Landespolitiker einsetzen. Letzteres geschieht offenbar, um eine von der Bundesregierung unabhängige Landespolitik zu demonstrieren.

Probleme mit der Bundespolitik haben natürlich auch die Freiheitlichen. Sie kämpfen in Tirol nun praktisch ums Uberleben, und die Kandidaten, Siegfried Dil-lersberger und Hermann Eigentier, werden alle Mühe haben, ihre zwei Mandate zu halten.

Bundesthemen werden von ihnen im Wahlkampf völlig ausgeklammert, und auch freiheitliche Mitglieder der Bundesregierung werden kaum in Erscheinung treten.

Schwerpunkt des Wahlprogramms ist der Umweltschutz (Nationalpark, Waldsterben, neue Verkehrspolitik etc.) und daher würde man eine Zusammenarbeit mit den Grünen sehr begrüßen. Der Köder: Die Grünen sollen über die FPÖ ihre Ideen in den Landtag einbringen können.

Man hört allerdings, daß eine Liste „Die Grünen Österreichs" (nicht ident mit den „Vereinten Grünen") kandidieren will. Einbringungsfrist ist der 18. Mai.

Auch die Kommunistische Partei will es wieder versuchen, und außerdem tritt eine „Liste für ein anderes Tirol" an. Ihre Sympathisanten kommen von den Alternativen, Vereinten Grünen und -von der ÖVP. Pressesprecher Simon Mayer ist Landwirt und ÖVP-Gemeinderat in Wörgl. Diese Liste versteht sich als ein Zusammenschluß kritischer Leute von „unten", die sich auf der Suche nach einem neuen Lebensgefühl befinden.

Obwohl die Dominanz der ÖVP unbestritten ist, könnte die Wahl am 17. Juni dadurch noch interessant werden.

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