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Ein Zug für einen LKW

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Die ernüchternde Realität des Schiene-Straße-Kombiverkehrssystems an einem Beispielsfall

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Die ernüchternde Realität des Schiene-Straße-Kombiverkehrssystems an einem Beispielsfall

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Anfang Dezember 1990 wurde die „Rollende Landstraße" zwischen Wels (Oberösterreich) und Wörgl (Tirol) eingerichtet, per Ende Februar wurde sie wieder eingestellt. Der Grund: Das ÖBB-Angebot mit acht Zugabfahrten täglich, wurde-trotz weiterer Fahrplan verbesserungen noch im heurigen Jänner - nicht

angenommen. So wurden pro Tag durchschnittlich zwischen Wels und Wörgel zwei bis drei „Brummer" befördert, in der Gegenrichtung gar nur ein LKW. Praktisch per „Sonderzug".

Das ist nach drei Monaten die ernüchternde Reali tat des gernzitierten Vorsatzes, den Schwerverkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Wenigstens können die Investitionen in Wörgl noch „nachgenutzt" werden. Abgesehen davon, daß das Betriebsansiedlungsgebiet Wörgl nunmehr auchfürdie Zukunft eisenbahnmäßig erschlossen ist, dient der Terminal Wörgl jetzt als Ersatzterminal der „Rollenden Landstraße" über den Brenner.

Trotzdem plant die Bahn jetzt versuchsweise-in Zusammenarbeit mitder Firma „Billa" vorerst für die Strecke von Wien nach Innsbruck -ein neues Schiene-Straße-Verkehrssystem, wie es sich seit den fünfziger Jahren in der USA bewährt hat: den „Road-Railer"-Zug.

Bei diesem System werden etwa Sattelschlepper nicht auf Waggons

verladen, sondern nur einfach auf spezielle Drehgestelle aufgebockt, korrekt: „umgeachst". Dadurch ist nicht nur die Verladung gegenüber der „Rollenden Landstraße" wesentlich einfacher, es sind praktisch lediglich in den Straßenbelag versenkte Gleise zur Verladung notwendig, vielmehr könnten auch die Nutzlasten erhöht werden. Zusätzlicher Effekt: Durch den Wegfall des Waggons werden auch die Transporte um rund 40 Zentimeter niedriger, womit auch engere Tunnelprofile -etwa auf der Brenner-Strecke - problemloser durchfahrbar wären.

Gegenwärtig ist das noch Zukunftsmusik, obwohl auch Italien und Deutschland derartige Versuche anstellen.

Apropos Deutschland: Wegen Personalknappheit hat die Deutsche Bundesbahn ein Notprogramm ausgearbeitet, das für den Bereich der DB-Direktion München auch unmittelbare Rückwirkungen für Tirol haben könnte. Dieses Programm sieht vor, daß es auf schwächer belasteten Nebenstrecken gegebenenfalls zu vorübergehenden Einschränkungen des Gesamtverkehrs kommen könnte. Busse und LKWs

müßten dann für Ersatzverkehr sorgen.

An der Spitze der negativen Prioritätenliste - und damit einer Rück-verlagerung des Verkehrs von der Schiene auf die Straße - stünde dabei die Außerfernbahn in Tirol, die von Garmisch-Partenkirchen über Grie-sen aus Bayern ins Land führt. Bedroht ist die Außerfernbahn in Tirol - zumindest was den Personenverkehr betrifft - aber heuer jedenfalls: Denn mit Jahresende läuft der „Leistungsauftrag" für den Betrieb des Reiseverkehrs durch die Nebenbahnverordnimg aus.

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