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Eine Aufgabe für alle

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Die Katholische Aktion der Erzdiözese Wien hält am Wochenende ihre Jahrestagung ab, auf der die Schwerpunkte des neuen Arbeitsjahres festgelegt werden sollen. Dr. Walter Csoküch stellte uns hierzu einen Auszug aus seinem Grundsatzreferat zur Verfügung.

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Die Katholische Aktion der Erzdiözese Wien hält am Wochenende ihre Jahrestagung ab, auf der die Schwerpunkte des neuen Arbeitsjahres festgelegt werden sollen. Dr. Walter Csoküch stellte uns hierzu einen Auszug aus seinem Grundsatzreferat zur Verfügung.

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Die Säkularisierung aller Bereiche des öffentlichen Lebens schreitet fort, das gesellschaftliche Zusammenleben wird immer weniger von christlichen Auffassungen geprägt; eine fortschreitende Relativierung aller Werte ist unverkennbar; diese führt nicht nur zu umgreifender RiChtungslosigkeit und Unsicherheit, sondern auch zu fehlender Verantwortung gegenüber der Allgemeinheit. Die Gottferne unserer Mitmenschen, selbst vieler getaufter Christen, ist stark im Zunehmen. Viele leben als Neuheiden, glauben, ohne Gott auskommen zu können, wissen zum Teil überhaupt nichts mehr von ihm. Ihr Leben ist ausgefüllt vom Materiellen; ihre Richtschnur ist es, vom Leben und ihrer Umwelt das zu verlangen, was ihnen Vorteil, Annehmlichkeit und Befriedigung bietet.

Dennoch gibt es auf der anderen Seite, gerade weil dieser Prozeß vor-ansohreitet, besonders unter der jungen Generation immer mehr Menschen, denen solche Lebensmaximen nicht genügen und die wieder nach echten Werten und absoluten Grundsätzen Ausschau halten.

Audh die Situation der Kirche ist nicht ohne schwierige Probleme: Der Priestermangel wird zu einem ernsten Problem. Die Zahl der Gemeinden, die in Zukunf t mit keinem Priester mehr rechnen können, wird größer. Die Gruppe der 30- bis 50jähri-gen fällt beim Kirchenbesuch weitgehend aus, vor allem in der Stadt; durch unterschiedliche theologische Auslegungen der Glaubensinhalte ist manche Verunsicherung der Katholiken eingetreten.

Dennoch bilden sich immer Wieder neue Gruppen junger Menschen, die von der Botschaft Christi existentiell erfaßt sind und sie weitergeben oder die sich für beispielhafte Sozialeinsätze zur Verfügung stellen. Dennoch regt sich überraschend starkes Interesse für Glaubensfragen, etwa im Rahmen des ersten ORF-Studienprogramms „Wozu glauben?“. Dennoch zeigen sich zu bestimmten Grundsatzfragen eindrucksvolle Übereinstimmungen und große aktive Einsatzbereitschaft wie zum Schutz des Lebens.

Die Situation in der KA ist natürlich weitgehend mitgeprägt von der Situation in der Kirche: Der Prie-stermangel schränkt de Intensität der geistlichen Betreuung der Gruppen und Gliederungen immer mehr ein; die informellen Bewegungen (Spontangruppen und Erweckumgs-bewegungen) fordern die geistig-religiöse Substanz der KA heraus, wobei sie sich in den Methoden als große Organisation etwas schwertut. Dies ist mit der Gefahr verbunden, daß man die geistlichen Impulse nur noch von diesen informellen Bewegungen erwartet, während der KA lediglich jene Aktionen überlassen werden, für die man ihre verzweigte Organisationsstruktur gut gebrauchen kann.

Zuweilen besteht immer noch die Gefahr, daß die KA als durch die Pastoralen Gremien überholt erachtet wird, wenn auch in diesem Punkt die inzwischen gewonnenen Erfahrungen bereits vieles geklärt haben. Die naturständische Gliederung der KA birgt die Gefahr der Mehrgleisigkeiten wie des Auf greif ens naheliegender Aufgaben.

Organisatorische Fragen, insbesondere die Frage der Mitgliedschaft, waren für längere Zeit als zweitrangig angesehen worden, was sich nun auszuwirken beginnt. Die Nachwuchsfrage ist durch das Ausfallen einiger „Generationen“ der Jugend sehr akut geworden.

Dennoch ist auch in der KA bereits ein Trend zu neuer Identifikation und bewußterem Engagement zu erkennen, und auch in der Jugendarbeit zeigen sich Anzeichen, daß die Ansprechbarkeit und die Engagementbereitschaft junger Leute wieder zunimmt.

Das apostolische Wirken der KA und jedes ihrer Mitglieder wird nur dann fruchtbar werden, wenn es seine Kraft aus der lebendigen Verbindung ihrer Mitglieder mit Christus gewinnt und wenn der Beweggrund dieses Wirkens ausschließlich darin besteht, Christus in die Verwirrung unserer Zeit und zu unseren Mitmenschen zu bringen. In unserer Welt ziehen immer mehr Bewegungen aus, den „neuen Menschen“ zu schaffen; bei den meisten ist es der Weg in Abhängigkeiten, in die Versklavung, oft ist ein solcher Weg sogar mit Blut getränkt. Wir dürfen aus der Überzeugung handeln, daß wir unserer im Umbruch befindlichen Welt, die allein wirksame Erneuerung an Christus bringen können und daß sich die Gesellschaft in dem Maße erneuern wird, als die einzelnen sidh selber innerlich zu neuen Menschen machen.

Konkret gesprochen wird daher jede Gruppe der KA wieder den Wert auf die gemeinsame Euchari-stiefeier, gemeinsames Gebet und Schriftlesung legen und der religiösen Weiterbildung der Mitglieder besonderes Augenmerk schenken müssen. Wo Priesterhilfen nicht zur Verfügung stehen, müßte dies dennoch unter Heranziehung geeigneter Laien und Benützung von Literatur verwirklicht werden.

Ohne Basisarbeitj ohne lebendige Gruppen von Mitgliedern der KA gibt es keine KA. Schon die Bezeichnung unserer Bewegung setzt gemeinsame Aktivität voraus, und diese muß sich jeweils aus zielbewußter Zusammenarbeit mehrerer Mitglieder engeben.

Solche Gruppen werden vorwiegend in den Pfarren entstehen und dort die aktiven Mitglieder der KA umfassen. Daneben wird es aber noch viele andere Gruppen geben müssen, die nicht territorial, sondern kategorial bestimmt sind. Jede Gruppe braucht einen Verantwortlichen, der sich um die Gruppenmitglieder annimmt, die Aufgaben am Rahmen des Pastoralkonzepts aber auch im gesellschaftspolitischen Bereich wahrnimmt und aufgreift, die Arbeitsvorgänge leitet und ihren Fortgang fördert und die Erfolgs-kontroMe durchführt, der mit dem zuständigen Priester Fühlung hält und die Verbindung mit dem übergeordneten Leitungsgremium der Gliederung wie der Gesamit-KA aufrechterhält.

Die Gliederungen der KA einer Pfarre brauchen eine gemeinsame Spitze, ein pfarrliches Leitungsteam der KA. Eine solche örtliche Leitung, dort wo die Mitglieder leben, ist eine Selbstverständlichkeit für jede Organisation und auch für die KA eine Voraussetzung für ihren organisatorischen Portbestand als eigenständige Laienibewegung.

Eine sehr wesentliche Aufgabe der KA ist es, den Glauben und die Kirche in der Gesellschaft präsent zu machen. Ein dringendes Anliegen ist, daß die Mitarbeiter der KA persönlich aktiv an der im Zeitalter der Medienherrschaft so wichtigen Aufgabe der öffentlichen Meinungsbildung mitwirken. Das kann etwa durch zählreiche spontane und gezielte Leserbriefaktionen im Zuge der Auseinandersetzung um wichtige gesellschaftspolitische Fragen, das kann aber auch durch tatkräftige Unterstützung katholischer Medien, wie etwa durch Erhaltung eines katholischen Presseorgans, Beispielsfall DIE FURCHE, durch gemeinsame Anstrengung der Katholiken geschehen.

Die Struktur der KA ermöglicht es, sich auf den verschiedenen Ebenen und auf verschiedenen Arbeitsgebieten ihrer Gliederungen und Werke je der verschiedenen Aufgaben anzunehmen. In den territorialen Pastoralen Aufgaben, so wichtig sie sind, kann sich die KA nicht erschöpfen. Aber selbst bei Mitwirkung an den pastoralen Aufgaben, etwa in der Pfarre, wird die KA dank ihrer Organisation und Zielsetzung immer auch die Notwendigkeiten der größeren Einheit, etwa des Dekanats oder des Vikariats berücksichtigen können und müssen.

Überhaupt wird die KA, die über eine ganie Reihe spezialisierter Gliederungen und Werke verfügt, es noch besser lernen müssen, diese ihre Möglichkeiten, gezielter und durch Zusammenarbeit der Gliederungen und Werke koordinierter einzusetzen. Es könnte etwa der Katholische Aikademikerverlband Konzepte für gesellschaftspolitische Aufgaben erstellen, an deren Verwirklichung auch die vorwiegend territorial organisierten Gliederungen mitarbeiten.

Auch die Überwindung eines Erbübels der KA müßte doch einmal gelingen, die vertikale Zusammenarbeit und „Überleitung“, etwa zwischen der Jungschar und der Jugend und weiter der Familienarbeit, der KMB oder KFB; das gleiche gilt für die Zusammenarbeit zwischen der KSJ, der KHJ und dem KAV.

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