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„Eine Doktrin des totalen Widerstands“

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„Die Beobachter sind im Recht, weil die Konzeption der allnationalen Verteidigung eine Doktrin des .totalen Widerstands1 ist, der bis zum Sieg dauert und der mit allen Kräften und Mitteln unserer Völker realisiert wird.

Niemand kann die territoriale

Verteidigung ersetzen. Sie ist der wirksamste Teil des Verteidigungsmechanismus, der es gewährleistet, daß der bewaffnete Kampf ständig und auf dem ganzen Territorium andauert. Es ist unmöglich, eine Einheit der territorialen Verteidigung zu zerschlagen, weil sie sich, wenn sie auch zurückgedrängt wird, erneut sammelt und zwei bis drei Kilometer weiter erneut in Aktion tritt. Wenn sie Verluste erlitten hat, wird sie vom Volk erneuert, sozusagen ein automatisiertes Verfahren, ähnlich wie der Mensch ständig seine Zellen erneuert.

Auch die operative Armee als Manöver- und Stoßfaust, sowie als schlagkräftigste Stärke der bewaffneten Verteidigung, welche, die Resultate aller Wirkungen ausnutzend, dem Aggressor entscheidende Schläge versetzt, kann niemand ersetzen. Die operative Armee ist aber deshalb auch der empfindlichste Teil des Verteidigungssystems.

Die bewaffnete und unbewaffnete Bevölkerung, Jugend- und Diversantengruppen, Dorfwacht, Kundschafter, Beobachter, Hek- kenschützen — also alles, was im Laufe des Kampfes und des Widerstands spontan im ganzen Land geschaffen wird und außerhalb der Streitkräfte wirkt, stellt jene unvemichtbare Kraft dar, die dem Aggressor zu erkennen gibt, daß er nicht vollkommen ist, daß sie ihn so lange schlagen wird, bis er unseren Boden verläßt.

In den Manövern wurde unsere Auffassung bestätigt, daß dies für den Aggressor der gefährlichste Teil unseres Verteidigungssystems sein kann.

Die Qualität der in unseren Fabriken hergestellten Waffen ist ausgezeichnet. Unsere Bewaffnung — von halbautomatischen Gewehren und Automaten bis zu rückstoßfreien Waffen und ferngelenkten Panzerabwehrge- schossen, mit denen wir in den letzten Jahren die operative Armee und einen guten Teil der territorialen Verteidigung versorgt haben — steht an der Spitze der Rüstungstechnik der Welt.

Kurz, was wir uns selbst zum Ziel gesetzt haben, unsere Massenrüstung für den Kampf gegen Panzer, Infanterie und Flugzeuge bis an die oder bis nahe an die Spitze der Welttechnologie zu entwickeln, machen wir auch wahr.“

Es vergeht kaum eine Woche, manchmal kaum ein Tag, ohne daß über den kalten Krieg gesprochen wird — den kalten Krieg zwischen dem Westen und dem Osten, nicht etwa umgekehrt. Dieser Begriff gehört zu dem Vokabular der sogenannten Linken. Diese stellte sich eines Tages auf den Standpunkt, es sei nun, so viele Jahre nach dem Krieg, genügend Zeit vergangen, um mit jeder Art von Krieg in Europa, sei es auch nur mit einem kalten, aufzuräumen.

Und dazu wird der Westen aufgefordert, insbesondere die Bundesrepublik. Denn die Russen oder überhaupt die östlichen Staaten wollen ja keinen kalten Krieg.

Ein Blick in die Vergangenheit beweist das genaue Gegenteil.

Aber die linke Publizistik und insbesondere auch die augenblickliche Regierung in Bonn wissen entweder nicht Bescheid, oder sie wollen den wahren Sachverhalt vertuschen. Beides ist nahezu verbrecherisch. Denn in Bonn müßte man ja wissen — wo unter erwachsenen Menschen weiß man es eigentlich nicht? —, daß die Menschen schnell vergessen und daß man sich darauf verlassen kann, wenn man Politik macht.

Noch einmal: wie sah der kalte Krieg aus?

Ich kann darüber einiges sagen, denn ich habe den Beginn sozusagen in einer vorderen Parkettreihe mitgemacht.

Als der zweite Weltkrieg zu Ende ging, noch bevor er zu Ende ging, gab es im amerikanischen und im britischen Hauptquartier bereits Pläne für die Demobilisation. Und richtig, schon im Juni, im Juli, im September wurden die amerikanischen Truppen in ihre Heimat zurückgeflogen oder gefahren; das gleiche galt natürlich für die Engländer, Kanadier und Australier. Die Russen aber, und dies ist nun wirklich Geschichte, rüsteten überhaupt nicht ab. Nicht ein einziger Soldat wurde nach Hause geschickt, daher die Rote Armee in voller Stärke gelassen. Und die Fabriken, die Waffen herstellten, liefen weiterhin auf Hochtouren, als sei man mitten im Krieg.

Nun sei den Russen zugebilligt, daß sie damit rechnen konnten — Hitler und viele um ihn herum taten es ja —, der Westen würde nach der Erledigung des Dritten Reiches weitermarschieren, und zwar gegen Osten, und daß sie auf alle Fälle dafür gewappnet sein wollten.

Aber als die Amerikaner und Briten nach Hause gingen und nur einen winzigen Teil ihrer Truppen auf dem europäischen Kontinent ließen, müßte ihnen doch klar geworden sein, daß sie hier falsch kalkuliert hatten.

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