Franz Schrekers Werk-Katalog ist eine Fundgrube für sensationelle Entdek-kungen. Hatte die Wiener Staatsoper mit der Aufführung des „Fernen Klangs" die musikdramatische Originalität und Kraft des vom NS-Regime als „entartet" verteufelten Meisters nachgewiesen, so demonstrierten nun Wiener Musikverein und ORF mit „Christopherus" im Zyklus „Opernraritäten", daß es bei Schreker noch Aufregendes zu entdecken gibt.
Schreker (1878 bis 1934) nennt das 1925 konzipierte Werk „Vision einer Oper". Ein kühner Versuch, das Leben zur Oper zu machen (und die Oper zum Leben). Oper als Versuch eines Einstiegs in die Entstehung eines Kunstwerks, der zu Verführung und Mord führt. „Musik und nichts weiter" lautet Schrekers Erkenntnis am Ende dergewagten Dreiecksgeschichte zwischen dem reinen Musiktoren Christophorus, einer Künstler-Lichtgestalt, dem Komponisten Anselm und der Tänzerin Lisa. Und wie im „Femen Klang" ist es Musik, die aus dem Elend des Alltags und dem Untergehen im Morast heraushebt und -eine romantische Kunstidee! - Erlösung im „reinen Klang" bringt.
Ingo Metzmacher, ein renommierter junger Spezialist für die Moderne, führte den extrem schwierigen Zweiakter mit den Wiener Symphonikern, dem Singverein und einem hervorragenden Sängerensemble auf. Vor allem der Schreker-erprobte Thomas Moserais Anselm, Roland Herrmann in der Titelpartie und Walter Berry als Meister Johann zeigten, welch lohnende Aufgabe eine szenische „Chri-stophorus"-Aufführung fürein Opernhaus wäre.