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Eine „Gesamtschau”
Anders als auf dem Titelblatt nennt der Salzburger Neutesta-mentler Stubhann auf dem Umschlag sein Werk die „Gesamtschau eines Bibelwissenschaftlers”, die — so wieder der Hinweis auf dem Titelblatt — „eine Information- und Diskussionsschrift” sein möchte. Diese verschiedenen Beschreibungen kennzeichnen bereits Denkrichtung und Absicht des Verfassers.
In zehn umfangreichen Kapiteln, ausgehend von der Geschichte der Evangelienforschung über eine ausführliche Darlegung und Diskussion der exegetischen Methoden bis zur Besprechung einzelner Sachfragen und hermeneutischer Ansätze legt Stubhann tatsächlich eine „Gesamtschau” der Probleme der Jesus- und damit auch der Evangelienforschung vor.
, Der Verfasser weiß sich, wie er in seinem Vorwort hervorhebt, stark dem kirchlichen Auftrag der Verkündigung des Wortes verpflichtet. Beeindruckend ist die umfangreiche Verarbeitung und kritische Wertung der Fachliteratur und die Offenheit der Darlegungen.
Liebesgedichte, die vor nichts zurückschrecken, weder vor dem Kannibalismus des verzehrenden Gefühls, wenn man jemand zum Fressen lieb hat, noch vor der Selbstironie, dem Verzicht und dem Bedauern, sobald man dem Gefühl ansieht, was nicht vorauszusehen war: dessen Ende. Zu den Voraussetzungen dieser Liebesgedichte gehören außer dem momentan geliebten „Gegenstand” weitere fünf Jahrzehnte, in denen sich Karl Krolows ungewöhnlicher Sinn für Sprachnuancen entwickelt hat. Erst dann ist man fähig so sinnfällig zu formen.
ZWISCHEN NULL UND UNENDLICH. Von Karl Krolow. Suhrkamp Verlag, Frankfurt/M. 1982. 72 Seiten, Brosen., öS 135,30.
• Alle Gedichtbücher gleichen in ihrer Quaderform dem Tiefkühlspinat. Gewaltsam hat man das lebendig sich entfaltende Blatt in ein handliches und handelsfähiges Format gepreßt. Umso empfehlenswerter eine Anthologie, welche das einzelne Gedicht aus einem Gesamtwerk (von Paul Flemming bis Paul Celan) herauslöst und jedes für sich (insgesamt 60 Gedichte) in einen Rahmen stellt, den meisterhafte Interpreten (u. a. Gertrud Fussenegger, Golo Mann, Gershom Schollem) gestaltet haben.
FRANKFURTER ANTHOLOGIE 6. Gedichte und Interpretationen. Hrsg. von Marcel Reich-Ranicki. Insel Verlag, Frankfurt/M. 1982. 280 Seiten, Ln., öS 212,80.
• Vernachlässigte Liebesdimensionen der Familie, der Vater- und Mutterschaft, des Kampfes um den Bestand von Beziehungen, bei denen der Widerspruch immer mehr an Raum gewinnt, finden wir in diesen Gedichten. Am Anfang stand wohl der Traum von der Gleichheit der Lebensträume, aber die Ehepraxis erweist deren Un-symmetrie. Welches Heilmittel soll nun gegen die Anfälle von Gleichgültigkeit oder Überdruß empfohlen werden? Aus dem reichen Anbot von E. A. Richter hier zwei Extreme: das Nadelöhr der Wut, durch das man sich in die Befreiung zwängen muß. Dann aber auch: Friede den Männern, ihren Ängsten, ihrer sich autoritativ gebärdenden Verschwommenheit und Unscharfe.
FRIEDE DEN MÄNNERN. Von E. A. Richter. Residenz Verlag, Salzburg 1982. 76 Seiten, Brosch., öS 148,-.
• Für die Ausgedingler des
19. Jahrhunderts bedeutete die Lyrik so viel wie eine Schnupftabakdose. Für die ausgehungerten Wölfe der Nachkriegszeit taugte sie als Schafspelz. Die 30er Jahrgänge gebrauchten sie als Lippenstift der Seele. Die 40er nannten das Gedicht „ihr Messer”. Nun sind die 50er Jahre daran, im Luch-terhand-Verlag gedruckt zu werden. Dem 51er Gerhard Falkner gelingen heftige Bilder und bestürzende Wortarrangements („Todeszote”) mit windblütlerischer Leichtigkeit All das, weshalb sich ältere Jahrgänge ihre Phantasiemuskeln verkrampft haben, macht Falkner überhaupt keine Schwierigkeiten, aber auch keinen richtigen Spaß mehr. Offensichtlich will er mehr, will Stefan George, will Dichtung, die klingt.
SO BEGINNEN AM KORPER DIE TAGE. Von Gerhard Falkner. Luchter-hand Verlag. Neuwied 1981. 80 Seiten, Brosch., öS 112,50.
Verfasser dieser Kurzbesprechungen: Franz Richter.
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