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Eine große Frau

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Liebenswert, diese Erinnerungen einer alten Sozialistin. Warum gibt es keine Pendants zu diesem Buch und zu dem vorgängigen Werk „Erinnerungen — Erlebtes und Gedachtes” der Stella Klein-Löw aus dem „anderen Lager”? Diese Frage würde^ hineinführen in die alte Misere der Christlichsozialen und ihrer politischen Erben: Frauen wurden geduldet, aber nicht gerne gesehen im Spektrum der Männer, die (Partei-)Geschichte machten.

„Ich war niemals eine orthodoxe Marxistin — Orthodoxie lag und liegt mir nicht... ” Der Aus-tro-Marxismus der Stella Klein-Löw ist etwas sehr Menschliches, Mitmenschliches.

Seltsam dieses Bekenntnis: „Otto Bauer war mein politischer Vater”. Nichts von der ungeheuren Aggressivität, die in diesem Manne arbeitete und Freund und Feind verwirrte, kommt in dieser Frau zu Wort.

Sie erinnert an Adolf Schärf, dessen geistige Heimat lange Zeit Weimar, nicht Osterreich war, der/ Otto Bauer für „fast utopisch” hält. Ihre „Bundespräsidenten”, die sie da schildert, sind sehr menschliche Figuren.

Betroffen, betrübt und erfreut legt der Freund Österreichs dieses Buch aus der Hand: Warum hat es nicht mehr Menschen gegeben, von dieser Humanität, dieser Menschen-Freundlichkeit, in den Lagern, in denen Osterreich zerstritten wurde?

Stella Klein-Löw erinnert an die Frau Pospischill und den armen Teufel Schlojme, der sie an

Klopstocks „Messias” gemahnt, ebenso intensiv wie an Peter Strasser („Er war nie glücklich”), den so früh verstorbenen lichten, hellen Kämpfer für eine menschlichere Zukunft.

Kontinuität Altösterreichs im Leben, im Wirken einer großen Frau.

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