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Eine Hilfe für alte Wiener

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Ein Miethaus im dritten Bezirk, am Eck ein BeisI: Im Parterre, in einer ehemaligen Zimmer-Küche-Wohnung hat sich der Verein „Helfende Hände" einquartiert. Seit Februar wird von hier aus mit minimalem Sachaufwand auf engstem Raum der Einsatz von Alten- und Krankenbetreuern geleitet und koordiniert.

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Ein Miethaus im dritten Bezirk, am Eck ein BeisI: Im Parterre, in einer ehemaligen Zimmer-Küche-Wohnung hat sich der Verein „Helfende Hände" einquartiert. Seit Februar wird von hier aus mit minimalem Sachaufwand auf engstem Raum der Einsatz von Alten- und Krankenbetreuern geleitet und koordiniert.

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„lch bin einer der Initiatoren des Vereins, aber einer von vielen", erklärt mir der für die Öffentlichkeitsarbeit zuständige Reinhard Prenn. „Die meisten von uns hatten schon einschlägige Erfahrungen: entweder als Diplomschwester auf einer Station oder aber als mobile Alten- oder Krankenhelfer."

Warum noch eine Betreuungseinrichtung?, ist eine naheliegende Frage. Man habe eine Lücke gefüllt, bekomme ich zur Antwort. Meist böten die Hilfseinrichtungen entweder medizinische Leistungen zu relativ hohen Preisen (Stundensätzen von 300 Schilling und mehr) an. Wer aber nur wenig verlangt, setze kaum qualifiziertes Personal ein. „Genaugenommen machen wir all das, was auch Angehörige zu Hause leisten könnten. Unsere Aktivitäten sind daher: Besuchsdienst, Unterstützung im Haushalt, bei der Körperpflege, Grundpflege der Person. Wir bieten diese Dienste zu günstigen Bedingungen mit Personen, die entsprechend qualifiziert sind, an", kennzeichnet Prenn das besondere Angebot seines Vereins.

Was sind nun erschwingliche Stundensätze?, möchte ich wissen. „Wir verlangen wochentags 125 Schilling pro Stunde, an Wochenenden und Feiertagen 145." Dieser Tarif wird unabhängig von der Qualifikation der Person, die zum Einsatz kommt, und von der Tätigkeit, die zu verrichten ist (egal ob Einkaufsdienst oder Windel wechseln), verrechnet. „Und noch etwas ist wichtig: Unsere Stunden haben 60 Minuten und wir verrechnen keine Wegzeiten."

Noch immer ist mir aber nicht recht klar, was nun das Besondere dieses Angebots ist. Prenn erklärt es an einem Bespiel: „Eine 85jährige Frau lebt zu Hause. Morgens kommt die Heimhilfe eine halbe Stunde lang, eine Stunde später schaut die mobile Schwester vorbei und betreut sie medizinisch, mittags kommt das Essen auf Rädern, nachmittags der Besuchsdienst, irgendwann einmal der Wäschedienst. Der alte Mensch ist also fast mit einem halben Dutzend fremder Personen konfrontiert.

Nun meinen wir, daß man vieles in einer Person anbieten kann. Daher räumen zum Beispiel unsere diplomierten Schwestern auch auf oder gehen einkaufen. Natürlich werden auch wirnicht eine diplomierte Schwester wohin schicken, wo nur reiner Putzdienst zu tun ist. Aber grundsätzlich macht bei uns jeder alles. Auf diese Weise bleibt der Dienst auch länger an der jeweiligen Stelle und es entsteht eher eine Beziehung zur betreuten Person."

Und noch etwas: Der Verein steht auch an Wochenenden und in den Abendstunden bereit. Die Einsatzdauer sei somit je nach Bedarf sehr unterschiedlich sein: von einer Stunde morgens zum Aufräumen bis zur Betreuung rund um die Uhr. Auch letzteres sei finanziell halbwegs erschwinglich dank eines Pauschalpreises für Nachtdienste (12 Stunden) von 850 Schilling. Da kommen allerdings nur Schwestern zum Einsatz.

40 Personen - die meisten als freie Mitarbeiter - seien derzeit im Einsatz. Sie leisten 3.000 Betreuungsstunden im Monat und versorgen dabei rund 80 Personen. Pro Stunde verdienen die Mitarbeiter wochentags 90 von 125 Schilling, am Wochenende 120 von 145 (was dem Gehaltsschema der Gemeinde Wien entspricht). Die Fahrt muß der Mitarbeiter selbst bestreiten.

An einen weiteren Ausbau sei gedacht. Wer mitarbeiten will, aber keine einschlägige Qualifikation hat, dem wird eine Ausbildung angeboten. Die Mitarbeiter wohnen über ganz Wien verstreut, damit die Anfahrtswege kurz gehalten werden können.

Kommt der Verein mit diesen Tarifen auch finanziell zurecht? „Mit den Sätzen, die wir derzeit verlangen, kommen wir aus. Wir werden sicher nicht arbeitslos. Es herrscht ja ein enormer Hilfsbedarf. Heute hat man ja längst erkannt, daß auf lange Sicht das Problem der Betreuung alter Menschen nur über mobile Hilfe halbwegs gelöst werden kann", ist Prenn zuversichtlich, was die Zukunft von „Helfende Hände" anbelangt. Nähere Information: „Helfende Hände", Dietrichgasse 20/2, 1030 Wien, Tel: 715 98 93

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