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Wiener Provisorien leben bekanntlich sehr lange - dies bleibt angesichts des neuen Kunstcontainers auf dem seit Jahrhunderten für eine architektonische Bewältigung anstehenden Karlsplatz zu befürchten. Dies umso mehr, je unsicherer die Realisierung des Museumsquartiers im Messepalast wird.

Mit der geschickten Definition, die Halle sei „Architektur für Inhalte" und nicht mehr architektonischer Selbstzweck, betont die Wiener Kultur-stadträtin Ursula Pasterk, daß das Hauptaugenmerk auf das künstlerische Ausstel-lungs- und Veranstaltungsprogramm zu richten sei, für das Toni Stoss als Leiter verantwortlich ist.

Funktionalität jedenfalls muß man dieser Kunsthalle am Karlsplatz in hohem Maße abverlangen dürfen - gleichsam als Ausgleich für ihre rücksichtslose örtliche Aufpfropfung, die weder auf platzgestalterische noch auf städtebaulich-ästhetische Kriterien Bedacht nimmt.

Ein anläßlich der Eröffnung erschallter Zwischenruf aufgebrachter Aktivisten einer Bürgerinitiati-

ve hätte von den Verantwortlichen vielleicht doch rechtzeitig ernstgenommen werden sollen. Stattdessen wird nun von einem - schon dem Worte nach nicht ganz seriösen - „Kulturkorso" gesprochen, der sich zwischen Secession, Akademie am Schillerplatz, Künstlerhaus und Technischer Universität ergebe.

Dem Eröffnungsfest tat dies alles keinen Abbruch: Besucher an Besucherdrängten sich, versuchten wenigstens einen Blick auf die im Vordergrund mal im Rampenlicht, mal im Dunkeln agierende Per-formance-Künstlerin Marina Abramovic zu erhaschen. Wenig Neues, sehr effektvoll verpackt, zeigt Abramovic nun in ihrer „Biogra-phy" genannten Performance: Eine recht selbstgefällige auf Erlebtes und Geschaffenes, gleichsam eine Hommage an sich selbst.

Weitere „Licht-Spiele" von Markus Ambach und Nan Hoover, eine Künstlerporträtfoto-Ausstellung von Vera Isler werden angeboten. Doch die erste große, die Halle füllende Ausstellung wird erst für Ende September durch die Gruppe „Haus-Rucker-Co" erwartet.

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