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Eine Mrs. Thatcher für Polen?

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Polen hätte eine neue starke Frau, wenn Polens einziger starker Mann, Staatspräsident Lech Walesa, seine Zustimmung gäbe. Aber diese ist noch ausgeblieben.

Völlig überraschend hatten sich nicht weniger als acht Parteien - hervorgegangen aus der Solidarnoc und bisher untereinander total zerstritten - auf die 46jährige Juraprofessorin Hanna Suchocka als Kandidatin für das Amt des Premierministers geeinigt. Die aus dem Kreis des früheren liberal-katholischen Ministerpräsidenten Tadeusz Mazowiecki stammende Verfassungsrechtlerin hat den Ruf, energisch und tatkräftig zu sein. Qualitäten, die bisher eher selten in polnischen Regierungsämtern zu bemerken waren. Vielleicht legte sich deshalb Walesa quer und setzt weiterhin auf den glücklosen Chef der Bauernpartei, Waldemar Pawlak.

Aber wer versteht noch die ständigen Querelen in der zersplitterten politischen Landschaft Polens? Am wenigsten wohl die Polen selbst, die das Hick-Hack der Parteien satt haben. Sie sehnen die Zeiten zurück, als die Solidars'c noch eine geschlossene Bewegung war, mit klaren Zielen vor Augen.

Heute haben die Polen Freiheit und Demokratie. Aber das hat weder politische Stabilität noch wirtschaftliches Wohlergehen gebracht. Enttäuschung macht sich breit.

„Nach 50 Jahren kommunistischer Herrschaft ist es sehr schwer, eine Demokratie aufzubauen, aber früher oder später werden wir es doch schaffen", tröstete Walesa dieser Tage sich und US-Präsident George Bush, der sich auf dem Münchener Weltwirtschaftsgipfel für die Polen stark machen will.

An großen Worten hat es in Polen nie gefehlt. Aber heute braucht das Land auch große Taten. Frau Suchocka hätte das Profil und die Energie, eine polnische Mrs. Thatcher zu werden, und endlich dem Land zur langerwarteten Besserung zu verhelfen.

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