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Eine neue Gesinnung

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Die Frage der politischen Grundwerte, die das Zusammenleben der Menschen in unserem Lande bestimmen, war bereits 1979 Gegenstand einer Studie der österreichischen Gesellschaft für Zukunftspolitik, in der sich die Österreicher in ihren politischen Einstellungen durch folgende Dimensionen beschreiben ließen:

Die österreichische Gesellschaft zeichnet sich durch eine große politische Stabilität aus. Nur fünf Prozent der Österreicher stehen in einer mehr oder weniger offenen Gegnerschaft zu Staat, Gesellschaft und Regierung. Der überwiegende Teil steht entweder voll (22 Prozent) oder teilweise (73 Prozent) hinter unserem gesellschaftlichen und politischen System.

Neben der grundsätzlichen Akzeptanz unserer Gesellschaft, die auch die Anerkennung der etablierten politischen Parteien miteinschließt, kommt beim Durchschnittsösterreicher die Gemeinschaftsideologie vor dem Klassenmodell. So gesehen präsentiert sich der Österreicher als einer, der sich in Ubereinstimmung mit Staat und Gesellschaft befindet, und dem der Wunsch nach Harmonie vor Auseinandersetzungen und Interessenskon-flikten geht.

Allerdings glauben auch viele Österreicher, daß wir uns am Vorabend tiefgreifender Veränderungen befinden. 13 Prozent der Befragten stimmten dieser Aussage voll und weitere 72 Prozent teilweise zu.

In jüngerer Vergangenheit haben mehrere in westeuropäisehen Staaten durchgeführte sozialwissenschaftliche Studien einen Wertwandel unter der Bevölkerung in Richtung nachindustrieller Gesellschaft bestätigt.

Ausdruck dieser neuen Gesinnung sind Wertpräferenzen wie der Wunsch nach Humanisierung der Politik, Gesellschaft und Wirtschaft, Abrüstung und Friedenssicherung sowie verstärktem Umweltschutz, aber auch eine Abkehr von materialistisch orientierten Zielen, die sich durch Vorstellungen wie verstärktes Wirtschaftswachstum, technischer Fortschrittsglauben und Absi-. cherung des Lebensstandards durch ein hochtechnisiertes Sozial- und Gesundheitswesen ausdrücken.

Altersmäßig gesehen gibt es in allen westeuropäischen Staaten eine Zäsur zwischen den vor und nach 1945 Geborenen, mit der stärkeren Hinwendung auf postmaterialistische Werte unter den Jüngeren.

Für die europäischen Nachkriegsgenerationen, weitgehend frei von Armut und Konsumverzicht, müssen zwangsläufig nichtmaterialistische Werte eine größere Attraktivität haben als für Generationen, die ihre prägenden Eindrücke in den Wirtschaftsdepressionen der Zwischenkriegsoder auch noch während der Nachkriegszeit erhielten.

Wieviel Prozent der Österreicher können als Postmaterialisten bezeichnet werden?

Darauf gibt eine vom Institut für empirische Sozialforschung 1980 durchgeführte Umfrage Antwort, derzufolge fünf Prozent der Österreicher den Postmaterialisten, 52 Prozent einem Mischtyp und die verbleibenden 38 Prozent den Materialisten zugerechnet werden können.

Der Autor (Referatsauszug) ist Mitarbeiter des Instituts für Information und Trends in Wien.

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