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Eine neue Sprache des Friedens finden!

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Mit besonderer Spannung wurde die heurige Botschaft Papst Johannes Pauls II. zum Weltfriedenstag 1979 erwartet, ist sie doch das erste größere Dokument in diesem Ponti-fikat. Ihr Thema hatte noch Papst Paul VI. festgelegt, dessen Gedanken und Ziele in ihr miteingeflossen zu sein scheinen. Die Wahl des Themas „Um zum Frieden zu gelangen, zum Frieden erziehen“ liegt nahe: Information, Erziehung, Bildung sind in einer Demokratie von besonderer Bedeutung. Von falschen religiösen Vorstellungen und uraltem Brauchtum geprägte Mentalitäten in den Ländern der Dritten Welt zu ändern, erfordert einen langen, taktvollen, beharrlichen und vor allem beschwerlichen Erziehungsprozeß. Der weltweit arbeitende Marxismus arbeitet auf dem Gebiet der Erziehung mit dem Einsatz erstaunlich hoher finanzieller und personeller Mittel.

Die Bemühungen um mehr Frieden in der Welt nahmen im Leben Pauls VI. einen bedeutenden Platz ein. 1967 ergriff er die Initiative, den

„Verhelft den Kindern und Jugendlichen zu einer Erfahrung des Friedens in der Familie, in der Schule, beim Spiel.“

1. Jänner jeden Jahres zum Weltfriedenstag zu erklären, zu dem er auch jährlich eine Botschaft erließ. Papst Johannes Paul II. setzt diese Initiative fort und erließ zum 1. Jänner 1979 eine Botschaft, die der Präsident der päpstlichen Kommission , justitia et pax“, Kardinal Bernardin Gantin, am 21. Dezember der Presse vorstellte. Sie umfaßt drei Abschnitte. Im ersten wird die „mühsame Aufgabe“ einer Erziehung zum Frieden zwischen Sehnsucht und erschüttertem Vertrauen aufgezeigt. Die Aufgabenbewältigung sei schwerer, als schöne Worte zu sprechen. Sie liege vor allem in der Erziehung zu einer Friedensgesinnung.

Der zweite Abschnitt kann als Kern der Friedensbotschaft angesehen werden. Ein Blick auf die Geschichte lehre die Notwendigkeit, Friedensbemühungen zu fördern, indem man zunächst die Sprache des Friedens zu sprechen lernt. In diesem Zusammenhang zeigt Johannes Paul II. die Problematik auf, die in modernen Denkstrukturen liegt. „Dadurch, daß man alles in Begriffen von Machtverhältnissen, Gruppen- und Klassenkämpfen sowie im Freund-Feind-Schema ausdrückt, bereitet man den geeigneten Nährboden für soziale Schranken, für Verachtung, Haß und Terrorismus und deren heimliche oder offene Verteidigung. Dagegen entspringen aus einem Herzen, das für das höchste Gut des Friedens gewonnen worden ist, die Bereitschaft zuzuhören und zu verstehen, die Achtung vor den anderen, Rücksichtnahme, die in Wirklichkeit Stärke bedeutet, und Vertrauen. Eine solche Sprache begibt sich auf den Weg der objektiven Tatsachen, der Wahrheit und des Friedens.“

Daran knüpft der Papst den Appell: „Möget ihr, die ihr für die Völker und internationalen Organisationen Verantwortung tragt, es verstehen, eine neue Sprache, eine Sprache des Friedens zu finden: sie eröffnet schon durch sich selbst einen neuen Raum für den Frieden.“

Es folgen weitere Appelle: • „Eltern und Erzieher, verhelft den Kindern und den Jugendlichen zu einer Erfahrung des Friedens in den tausend täglichen Begebenheiten, denen sie in der Familie, in der Schule, beim Spiel, unter Kamera- ■ den, bei gemeinschaftlicher Arbeit, beim sportlichen Wettkampfund den vielfältigen Absprachen und notwendigen Kompromissen begegnen.

• Ihr Jugendlichen, seid Erbauer des Friedens. Ihr seid insgesamt die Urheber dieses großen gemeinsamen Werkes. Widersteht den leichtfertigen Lösungen, die in der traurigen Mittelmäßigkeit liegen, und auch den sinnlosen Gewalttätigkeiten, zu denen euch mitunter Erwachsene, die mit sich selbst nicht im Frieden sind, mißbrauchen möchten. Ihr seid die ersten Opfer des Krieges, der eure

„Tut alles, was in euren Kräften steht, um dem Weg des Dialogs gegenüber dem der Gewalt den Vorrang zu sichern.“

Begeisterung erstickt. Ihr seid die Chance für den Frieden.“

• „Partner im beruflichen und sozialen Leben: der Frieden ist für euch oft schwer zu verwirklichen. Es gibt keinen Frieden ohne Gerechtigkeit und ohne Freiheit, ohne einen mutigen Einsatz zur Förderung des einen und der anderen.“

• „Politiker, die ihr für die Völker und internationalen Organisationen verantwortlich seid ... im Bewußtsein, daß es hierbei um das Glück und sogar das Uberleben der Menschheit geht und überzeugt von der großen Verantwortung, die ich trage, damit dem wichtigen Aufruf Christi ,selig die Friedensstifter' entsprochen wird, wage ich es sogar, euch zu ermutigen, noch weiter zu gehen, öff-

net dem Frieden neue Tore! Tut alles, was in euren Kräften steht, um den Weg des Dialogs gegenüber dem der Gewalt den Vorrang zu sichern ... schafft - die Stunde ist günstig und die Zeit drängt - immer größere waffenfreie Zonen. Habt den Mut, die bedrückende Frage des Waffenhandels noch einmal grundsätzlich zu überprüfen. Versteht, die latenten Konflikte rechtzeitig zu entdecken und friedlich zu lösen, bevor sie die Leidenschaften entfachen.“

Im dritten Abschnitt wird der besondere Beitrag der Christen genannt. Ihre Erziehung zum Frieden wurzle in der Erziehung zur Respektierung einer in Gott gegründeten Ordnung und zum Gehorsam gegenüber einem „von Gott in Christus geoffenbarten Friedensplan“. Der Papst mahnt dazu, enger in die Nachfolge Christi einzutreten, denn „die treuesten Jünger Christi sind deshalb auch Friedensstifter gewesen“. Der Weg zum Frieden sei vom Weg zum Heil nicht zu trennen.

Die Botschaft endet mit einem Appell: „Zu euch allen, Christen, Gottgläubige und Menschen guten Willens, sage ich: Habt keine Angst, auf den Frieden zu setzen, zum Frieden zu erziehen! Die Sehnsucht nach Frieden wird nicht für immer enttäuscht werden. Die Arbeit für den Frieden, von der Liebe eingegeben, die nicht aufhört, wird ihre Früchte hervorbringen. Der Frieden wird das letzte Wort der Geschichte sein.“

Vatikan

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