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Eine Woche Weltpolitik

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Die afghanischen Widerstandskämpfer haben ihre Kampftätigkeit im Raum um die Hauptstadt Kabul verstärkt. Beobachter berichten, daß rund 8000 Mudschahedin nach Kabul eingesickert sind, um eine größere Angriffsaktion vorzubereiten. Indessen bilden reguläre afghanische und sowjetische Truppen einen militärischen Abwehrgürtel um die Hauptstadt, wobei vier sowjetische Divisionen mit 2500 Panzern eingesetzt sind. Gleichzeitig hat Moskau zur Verstärkung seiner Truppen erneut eine Luftbrücke eingerichtet. Westlichen Schätzungen zufolge werden inzwischen jeden Monat an die 1000 Sowjetsoldaten bei den Kampfhandlungen in Afghanistan getötet.

Die Europäische Gemeinschaft (EG) schlittert von einer Krise in die nächste: Kaum hat das Bonner Kabinett nach einer ganztägigen Sitzung am 4. Juni dem in Brüssel mühsam ausgehandelten Kompromiß zur Entlastung der britischen EG-Beitragszahlungen zugestimmt, aus dem der Bundesrepublik Zusatz-kosten in der Höhe von 2,5 Milliarden D-Mark erwachsen, stößt der französische Staatspräsident Giscard d'Estaing seine europäischen Partner vor den Kopf. Er spricht sich gegen eine Erweiterung der EG um Spanien, Portugal und Griechenland aus. Die Reaktion in anderen westeuropäischen Hauptstädten auf den Vorstoß Giscard d'Estaings sind eher kühl und ablehnend, die Spanier reagieren entrüstet.

Im Kampf um die amerikanische Präsidentschaft sind erste wichtige Vorentscheidungen gefallen: In der Republikanischen Partei hat Ronald Reagan keine Gegner mehr, wird beim Parteikonvent in Detroit auch sicher als Präsidentschaftskandidat nominiert werden. Bei den Demokraten ist Präsident Jimmy Carter mit 1964 Delegierten zwar als klarer Sieger aus den Vorwahlen hervorgegangen, doch will sein Gegner, Senator Edward Kennedy, der es auf insgesamt 1239 Delegierte brachte, das Rennen um die demokratische Präsidentschaftskandidatur noch nicht aufgeben. Der Kampf bei den Demokraten geht also weiter, wobei politische Beobachter eine Spaltung der Partei nicht ganz ausschließen wollen.

Terroranschläge in Südafrika lösen bei der dort regierenden weißen Minderheit einen Schock aus. Denn zum ersten Mal gelingt es schwarzen Untergrundkämpfern, gegen Schlüsselunternehmen der südafrikanischen Industrie erfolgreiche Anschläge auszuführen: die Kohleverflüssigungsanlagen Sasol 1 in Sasolburg und Sasol 2 nahe der Stadt Secunda. Das sind jene Anlagen, die Südafrikas Bedarf an flüssigem Treibstoff mehr und mehr dek-ken und damit das Land von Erdöl-Importen unabhängig machen sollen. Auch Südafrika gerät immer mehr in einen Teufelskreis der Gewalt und die Gefahr eines blutigen Bürgerkrieges zwischen Weißen und Schwarzen wird zusehends größer.

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