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Eine Woche Weltpolitik

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• In Madrid begann am 12. November die zweite Folgekonferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in JEuqopa (KSZE, siehe Stichwort S. 2). Dabei konnten sich die 35 Delegationen vorerst lediglich darauf einigen, die Eröffnungsreden zu ermöglichen, die denn auch ganz im Zeichen scharfer westlicher Angriffe gegen die sowjetische Militär-Intervention in Afghanistan und die Verletzung der Menschenrechte durch die kommunistischen Regime in Osteuropa standen. Genau das hatten die Sowjets verhindern wollen, indem sie sich auf keinen Fahrplan für die Konferenz festlegen ließen. Am 14. 10. stimmten sie schließlich einem von Österreich und anderen neutralen und nichtgebundenen Staaten eingebrachten Kompromißvorschlag für eine Tagesordnung zu, womit das Madrider KSZE-Treffen gerettet scheint.

• Die westeuropäischen Verbündeten der USA in der NATO haben während einer Tagung der Nuklearen Planungsgruppe (NPG) die als „Direktive 59" bekannte neue Nuklear-Doktrin der Vereinigten Staaten gebilligt. Lediglich Norwegen äußerte nach Angaben aus Brüssel grundsätzliche Vorbehalte gegen die von Präsident Carter im Sommer unterzeichnete „Direktive 59", in der vorgesehen ist, im Falle eines sowjetischen Atomangriffes auf Europa nicht mehr flächendeckend zu reagieren, sondern ausgesuchte politische, militärische und wirtschaftliche Ziele zu vernichten.

• Ronald Reagan wird zwar erst am 20. Jänner 1981 sein Amt als neuer Präsident der Vereinigten Staaten antreten, schon aber spüren die europäischen Alliierten der USA, daß in Bälde ein schärferer Wind aus dem Weißen Haus über den Atlantik pfeifen wird. Der republikanische Fraktionsführer im Senat, Howard Baker, machte seinem Unmut über die europäischen NATO-Verbündeten offen Luft, indem er in einem Bericht über den Nordatlantik-Pakt u. a. feststellte: „Zwischen den USA und Westeuropa gibt es fundamentale Meinungsverschiedenheiten über politische und militärische Maßnahmen, die zur Aufrechterhaltung stabiler Ost-West-Beziehungen nötig sind..." Da steht Helmut Schmidt und Giscard d'Estaing wohl noch einiges bevor...

• Das Burgtheatergastspiel ist ebenso wie ein offizieller Besuch von Unterrichtsminister Fred Sinowatz in der Sowjetunion geplatzt: Die sowjetische Seite verweigerte dem Burgschauspieler und' Tschechoslowaken Pavel Landovsky unter . grotesken Umständen ein Einreisevisum. Landovsky, einem Unterzeichner der Charta 77, der 1979 legal mit einem CSSR-Paß seine Heimat verließ, wurde zuerst „irrtümlich" (offizielle Mitteilung) ein Einreisevisum ausgestellt, später jedoch mit der Begründung widerrufen, daß der Schauspieler ausgebürgert worden sei. Dies freilich wurde Landovsky wiederum nie mitgeteilt. Außenminister Willibald Pahr wertete diese Willkür als Verletzung der Schlußakte von Helsinki.

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