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Eingerannte Tür

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Es ist ein wenig verdächtig, wenn bei Samuel Becketts „Warten auf Godot" zu herzlich gelacht wird. Im Burgtheater wurde unbeschwert gelacht. Man könnte meinen, Cesare Lievi habe das Wiener Publikum pessimistisch eingeschätzt. Sein „Godot" wirkt wie eine Aufführung, mit der eine Front der Ablehnung durchbrochen und bewiesen werden sollte, daß „Godot" unterhaltend ist. Statt einer konsequent heutigen Sicht - eine eingerannte Tür.

Traugott Buhre und Branko Sma-rovski setzen voll auf die rührende, traurige, witzige, kluge, sympathische Landstreichergeschichte und drücken dabei voll auf die Tube. Wenn Estragon auf Wladimirs „Nun wird es wirklich sinnlos" antwortet: „Noch nicht genug", wirkt die einstige Provokation wie eine besonders witzige Pointe.

Traugott Buhre könnte als Wladimir ein heruntergekommener Thea-termacher sein. Er bemuttert Estragon Brankovski mit der Überlegenheit des Prinzipals. Beide sind liebenswerte Theaterfiguren. Kälte, Unwirtlichkeit, Haß bleiben draußen - gerade heute. Aber die Beziehung der beiden stimmt. Und damit das Wichtigste. Sie stellen einer Zeit, in der wieder einmal der Haß kumuliert, ein Gegenmodell entgegen. Das gibt ihrem mit Spaßen angereicherten Spiel Tiefe. Sie werden nie „imWarmen, im Trocknen, mit vollem Bauch" schlafen. Vielleicht wäre Godot -genau das.

Mit Paulus Manker und Robert Meyer hat die Wirklichkeit einen Auftritt, der frösteln läßt. Robert Meyer als leidende Kreatur wird man nicht so leicht wieder los. Knappheit hätte gut getan. Wladimir und Estragon warten drei Stunden auf Godot, mindestens eine halbe zuviel.

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