6914408-1981_20_12.jpg
Digital In Arbeit

Einmal Steinzeit und zurück

Werbung
Werbung
Werbung

Einen ganz neuen Aspekt bietet die oberösterreichische Landesausstellung 1981. Nicht die Geschichte einer Familie oder eine bestimmte Epoche stehen im Mittelpunkt, erstmals wird eine Landschaft, die ihre spezifische Eigenart sehr lang bewahrt hat, vorgestellt: „Das Mondseeland - Geschichte und Kultur“.

Der Bogen spannt sich vom Neolithikum bis in unser Jahrhundert, jede Zeit durch hervorragende Exponate dokumentiert. Der Besucher erfährt von der Lebensweise der Menschen der jüngeren Steinzeit, die vor fast 5.000 Jahren an den Ufern des Mondsee ihre Pfahlbauten errichteten.

Der „Mondseekrug“ mit seinen durch weiße Kalkpaste hervorgehobenen Ornamenten stellt einen eigenen Typus dar und zeugt von der hohen Entwicklung der Töpferei. Aber auch der Landwirtschaft, Jagd und Viehzucht der neolithischen Menschen, sowie den Methoden und der Technik der Pfahlbauforschung wird breiter Raum gewidmet.

Das einst älteste Kloster Oberösterreichs - Stift Mondsee wurde 748 vom Agilolfinger Herzog Odilo gegründet - bietet einen ausgezeichneten Rahmen für die Dokumentation der Geschichte des Mondseelandes. Das wechselvolle Schicksal des Klosters von der Gründung bis zur Auflösung im Jahre 1791 wird durch Originalurkunden, Pläne und Dokumente veranschaulicht.

Schwerpunkte bilden die Ermordung des Abtes Konrad II. im Jahre 1145, um die sich zahlreiche Legenden ranken, der Erwerb des Mondseelandes durch Kaiser Maximilian I. sowie die Beziehungen zum bayrischen Raum.

Im Bibliotheksaal und im Betchor des einstigen Stiftes fand die Kunst des Mondseelandes ihren Platz. Vom hohen künstlerischen Niveau der Mond- seer Schreibschule von der Zeit der Karolinger bis ins 15. Jahrhundert zeugen hervorragende Beispiele der Buchmalerei: Evangeliare, Codices, Breviere und Meßbücher, die als Leihgaben österreichischer Institutionen, der Bayerischen Staatsbibliothek München, der Stadtbibliothek Nürnberg und des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg nach Mondsee kamen.

Aus der näheren Umgebung konnten die zahlreichen Werke Meinrad Gug- genbichlers - des „Bildhauers von Mansee“, wie er genannt wurde - zusammengetragen werden. 44 Jahre seines Lebens verbrachte der Meister in Mondsee, und hier entstanden auch seine barocken Heiligen und Kirchenväter, seine Altäre und Kreuzigungsgruppen, Madonnen, Engel und Putti.

Exponate aus dem Bereiche der Volkskultur runden das umfaßende Bild, das die Ausstellung bieten will, ab. Zahlreiche Beispiele aus den Bereichen der bäuerlichen Handwerkskunst wie Töpfern Weben oder Drechseln sowie bäuerliche Geräte vermitteln einen Einblick in die ländliche Lebensweise. Daß Tieropfer bis heute gefunden werden, zeugt von der Ursprünglichkeit, die sich dieses Gebiet bewahrt hat.

Die Kosten für diese Landesausstellung schlagen bis jetzt mit 5,340.000 Schilling zu Buche. Bei einer Besucherzahl von etwa 80.000 können die Einnahmen aus den Eintritten und dem Katalogverkauf mit drei Millionen Schilling angesetzt werden.

Dieses durchaus schon ansehnliche Ziel möchte man noch übertreffen. Landeshauptmann Josef Ratzenböck betonte bei der Eröffnung: „Die Ausgaben für die Kultur durch die öffentliche Hand müssen ständig kritisch durchleuchtet und auf ihre Notwendigkeit, auf den sparsamen Mitteleinsatz sowie auf ihre Wirksamkeit überprüft werden.“

Als Beispiel führte der Landeshauptmann die Hallstattausstellung im Vorjahr an. Das Uänd leistete zwar einen Beitrag von fast neun Millionen Schilling, doch damit wurde die Restaurierung des Schlosses Lamberg in Steyr, das zu einem Kulturzentrum umgestaltet werden konnte, gesichert. Mit 320.000 Besuchern aus aller Welt fiel auch die Wirkung dieser Ausstellung eindrucksvoll aus.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung