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Digital In Arbeit

Einsäte für das Leben

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Eine Gruppe von lebensbejahenden jungen Menschen tritt erfolgreich für diejenigen ein, die sich noch nicht wehren können: für die'ungeborenen Kinder im Mutterleib.

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Eine Gruppe von lebensbejahenden jungen Menschen tritt erfolgreich für diejenigen ein, die sich noch nicht wehren können: für die'ungeborenen Kinder im Mutterleib.

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Angefangen hat alles vor etwa vier Jahren. Eine Gruppe engagierter junger Leute hat bei Straßenaktionen Flugzettel verteilt, Leute angesprochen und auf ihr Anliegen, nämlich die Rechte der Ungeborenen auf Geborenwerden, aufmerksam gemacht. Mittlerweile ist die spontan entstandene Jugendgruppe der „Aktion Leben" auf etwa 300 Aktive und 2000 Sympathisanten angewachsen. Sie will Sprachrohr der Aktion sein, will die Öffentlichkeit wachrütteln und den Idealismus und das Engagement für den Schutz der Menschenrechte, besonders derer, die sich noch nicht wehren können, einsetzen.

Kernpunkt ihrer Uberzeugung ist, daß der Mensch seine unumstößliche Existenzberechtigung schon vom Tage der Befruchtung des Eis im Mutterleib an hat. Deshalb ist für sie der Kampf gegen die Abtreibung eine wesentliche humanitäre Bestrebung und sollte Bestandteil der Friedensbewegung sein.

„Wir bedienen uns eigentlich der Methoden der Linken, wenngleich wir politisch überhaupt nicht festgelegt sind", betont Gerhard Scheibel, einer, der von allem Anfang an dabeigewesen ist. Das bedeutet direktes Herantreten an die Menschen, Ansprechen und öffentliches Bekennen zum eigenen Standpunkt. Zweimal pro Woche stellen jeweils fünf bis sechs Mitglieder der Gruppe auf zentralen Plätzen Wiens einen Informationstisch auf. Sie verteilen Flugblätter, sprechen Leute an und zeigen Videofilme, um auch denjenigen, die es noch immer nicht glauben, zu verdeutlichen, wie schnell ein Embryo im Mutterleib heranwächst. Andere wiederum organisieren Informationsveranstaltungen an den Universitäten oder nehmen an diversen Friedensaktionen teil. „All dies hat immerhin dazu beigetragen, daß die Zahl der Beratungen der Mutterorganisation, der „Aktion Leben", in den letzten Jahren um etwa 50 Prozent zugenommen hat", betont Scheibel nicht ohne Stolz.

Wie fühlt man sich aber als Aktivist, wenn man plötzlich fremde Leute ansprechen soll? Wie reagieren die Passanten, wie die Studenten? Stößt man nicht auch auf viel Ablehnung oder gar Aggression?

„Die meisten unserer Mitarbeiter haben am Anfang schon ein sehr mulmiges Gefühl, aber wir schicken nie einen Neuhinzugekommenen allein zu einer Straßenaktion." Scheibel hat zudem festgestellt, daß die Aggression, so stark sie auch Ende der 70er Jahre zu spüren war, in der letzten Zeit merklich nachgelassen hat. „Im Gegenteil, die meisten Menschen vermerken unser Auftreten als positiv, doch sie sehen uns eher als ,nette Idealisten'. Manche reagieren jedoch ehrlich begeistert, besonders an den Universitäten finden wir mit unseren Aktionen auch immer wieder neue Mitarbeiter."

Und weil die Jugendgruppe immer mehr Mitglieder bekommt, die Räume der „Aktion Leben" jedoch viel zu eng sind und das Ausweichen auf Privatwohnungen bei so vielen Leuten auch schon längst unmöglich geworden ist, haben sich die Jungen selbst ein Lokal eingerichtet. Es trägt den Namen „Babypower" und hat die geballte Kinderfaust, die für die Energie und Lebenskraft des Ungeborenen steht, zum Zeichen.

Dort treffen sich die Mitarbeiter regelmäßig, um ihre Veranstaltungen zu planen, dorthin laden sie Gäste zu Vorträgen ein oder kommen nur einfach zusammen, um die Freundschaft mit Gleichgesinnten zu pflegen.

„Wir kämpfen zwar für etwas, doch wir tun das nicht verbissen, sondern aus einer fröhlichen, lebensbejahenden Grundeinstellung heraus. Jede Abtreibung, die durch unseren Einsatz verhindert werden konnte, bedeutet einen großen Erfolg für uns", versichert mir Stefan, ein Student, der vor eineinhalb Jahren durch die Vermittlung eines Freundes zur Gruppe gestoßen ist. Auf die Frage, warum sich'wohl ein Mann für etwas einsetzt, was doch nach der allgemein üblichen Auffassung hauptsächlich Frauen betrifft, entgegnet er entrüstet: „Auch Männer kriegen Kinder. Auch sie kämpfen für den Schutz der Menschenrechte. Hier können wir endlich einmal konkret Frieden üben. Denn Schwache und Schutzlose gibt es auch bei uns. Was nützt es uns, wenn wir gegen die Unterdrückung und Verletzung der Menschenrechte in fernen Ländern demonstrieren und dabei das übersehen, was vor der eigenen Haustüre passiert?"

Um konkretes Handeln geht es auch in der Aktionswoche „Friede mit dem Leben", die diese Jugendgruppe gemeinsam mit anderen Organisationen, die sich gegen die Abtreibung einsetzen, vom 6. bis zum 12. Mai in Wien veranstaltet. Ende Jänner hat sich in Salzburg eine Plattform „Geborene für Ungeborene" konstituiert. Sie soll diese Woche, für die bekannte Persönlichkeiten aus Kirche und Politik bereits ihre Teilnahme zugesagt haben, vorbereiten.

Die Organisatoren sind optimistisch, was den Erfolg und die Durchführung ihres Vorhabens betrifft. Die Plakate sind in Nachtarbeit entworfen und der Druck ist mit Hilfe der Spenden einiger wohlwollender Privater, aber auch zu einem guten Teil aus der eigenen Tasche der Jugendlichen finanziert worden.

An Energie und Antriebskraft fehlt es den jungen Leuten nicht. Es ist ihnen zu wünschen, daß sie mit ihrem Anliegen ebensoviel Echo finden wie mit ihrer anstek-kenden Fröhlichkeit.

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