Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Eitle Fakultäten
, um die Jahrhundertwenäe in der Altenpflege, der Alteiivar-sorgung imd der Altenmedizinwell-weit führend - hier wvirde ttOer. haupt das Fach Geriatrie enifia&Kt - hat diesen Vorsprung total spielt. Primarius Anton Neumi^. der ehemalige Vorstand des Wiener Rudolfsspitals, rechnete im “CluD 2“ vom 13. April bemerkenswert offen mit der Entwicklung ab.
“Gerade aus dieser historischen Tradition heraus hätte Österreich schon seit vielen Jahren die Verpflichtung gehabt,“ prangert der Internist Versäumnisse der Vergan-genheitan,“ diesen Vorsprung auch auszunützen.“ Aber: “Man hat in der Geriatrie nicht viel gemacht“, die Ärzteschaft wird für geriatri-sche Bezüge in den Kra^dieiten überhaupt nicht speziell ausgebildet. In drei Ländern - die Türkei und Österreich gehören dazu - gibt es nicht einmal ein geriatrisches Universitätsinstitut, “weü unsere Ordinaru - berechtigt oder unberechtigt - innerlich absolut überzeugt meinen, sie bringen das ohnedies in ihren Vorlesungen, das wird sowieso gelehrt.“
Faktvun ist: “Wir haben noch immer keine geriatiische Klinik, \wir haben noch nicht einmal gere-
gelte Lehraufträge.“
Daher fehlen spezielle Fachkenntnisse, die zur Behandlimg und zur Betreuung alter Menschen notwendig sind. “Wenn das die Ärzte nicht wissen“, folgert Neumayr, “wie soU jetzt den Schwestern, dem Personal das beigebracht werden? Da geht es nicht nur um die Übungen mit den Patienten, sondern ich meine gerade das psychische Verhalten gegenüber dem alten Men schen. Das machen j a leider so viele Ärzte falsch.“
Neumayr schlägt daher vor, “daß man bei der Ausbildung endlich einmal beginnt, auf die Probleme des alten Menschen - von den psychischen und psychiatrischen angefangen bis zur letzten Fachdisziplin - systematisch einzugehen. Das Sterben eines Menschen ist nicht nur der größte Eindruck für den Arzt und für die Schwester Und das Sterben begleiten heißt ja in meinen Augen nicht, ihm einen Gnadenstoß zu geben, sondern ihn seelisch tmd - wenn notwendig -medizinisch auf diesem schweren letzten Weg bis zum Tod zu begleiten.“
Der bekannte Wiener Internist scheut auch vor Kritik an seinem Berufsstandnichtzurück. Denn “es gibt viele Ärzte, die man wirklich als anmaßend, arrogant und präpotent bezeichnen kann, besonders wenn sie akademische Lehrgrade besitzen. Das geht sogar so weit, deiß sie sogar ihre Umgangsmanieren ändern. Das hat in der Bevölkerung dazu geführt, daß man von den ‘Göttern in Weiß’ mit etwas bitterem Nachgeschmack gesprochen hat - tmd zmn Teü muß ich sagen: wirklich mit Recht.“
Um zu verhindern, daß alte Kranke ins Pflegheim “abgeschoben“ werden, schlägt Neimiayr vor, die akute Versorgimg des Patienten imd die anschließende Rehabilitation unter einem Dach - vielleicht sogar kombiniert mit einer Tagesklinik -a]misiedeln.Damitwürdenauchaus “Fürsorgeversorgungshäusern“ (Beispiel Lainz) geriatrische Krankenanstalten.
Ob die Forderune verhallt?
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!