Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Elektro-Medizin aus Österreich
Forschung kostet Geld, naturwissenschaftliche Forschung kostet sehr viel Geld. Es ist daher nur vernünftig, wenn Österreich auf Forschungsprojekte verzichtet, die im Ausland bereits unter hohem Kapitalaufwand mit Erfolg durchgeführt werden, und sich auf Aufgaben konzentriert, bei denen auch unser kleines Land im weltweiten Forschungskonzert noch gelegentlich den einen oder anderen neuen Ton beisteuern kann.
Eine solche Möglichkeit besteht im Rahmen des Forschungsschwerpunktes „Grundlagen und Technologie elektronischer Bauelemente“. Die elf Teilprojekte klammern bewußt die auch in der Öffentlichkeit bekanntesten Gruppen der signalverarbeitenden Bauelemente oder der Unterhaltungselektronik aus und widmen sich zwei Bereichen, die auch Österreich Chancen bieten, da nicht nur die geeigneten Technologie-Laboratorien, sondern auch das nötige Fachwissen vorhanden sind: Sensoren und Energiewandler.
Budgetär ist für diesen Schwerpunkt ein Gesamtbetrag von 36 Mü-lionen Schilling für fünf Jahre vorgesehen. Beteiligt sind die Institute für Hochfrequenztechnik, für Allgemeine Elektrotechnik, für Industrielle Elektronik, für Physikalische Elektronik, für Werkstoffe der Elektrotechnik an der Technischen Universität Wien; ferner das Institut für Festkörperphysik der Universität
Wien, das Institut für Theoretische Physik der Universität Graz, das Institut für Experimentelle Physik der Universität Linz, sowie das Ludwig-B oltzmann-Institut für Festkörperforschung in Wien.
Während man unter signalverarbeitenden Bauelementen aus vielen Einzel-Transistoren aufgebaute integrierte Schaltungen, Mikroprozessoren, Kleincomputer, ja sogar Großcomputer versteht, die Signale verarbeiten und für weitere Zwecke zur Verfügung stellen, geht es bei den Sensoren darum, nichtelektrische physikalische Größen in elektrische Größen umzuwandeln, etwa Temperatur, Druck und Dichte von Gasen und dergleichen mehr. So kann beispielsweise der Durchfluß des Blutes durch eine Arterie zu medizinischen Zwecken in ein elektrisches Signal umgewandelt werden.
Uberhaupt zeigen gerade Beispiele aus der Medizin (Herzschrittmacher, Gehirnsonde) den praktischen Nutzen der Elektronik-Forschung für den Menschen, auch für den Einzelnen, obwohl natürlich vor allem die Wirtschaft und die Industrie von den Ergebnissen derartiger Projekte besonders profitieren.
Der Koordinator des Projektes und Vorstand des Instituts für Industrielle Elektronik an der Technischen Universität Wien, Univ.-Prof. Hartwig Thim, verweist auf das praktische Ziel dieser Forschungen: „Wir wollen neue oder verbesserte Bauelemente so weit herstellen, daß sie Österreich eventuell in die Fertigung nehmen könnte.“ Bis allerdings Prototypen - vergleichbar dem bekannten Grazer List-Leichtdieselmotor - vorliegen, dürfte noch einige Zeit vergehen. Immerhin hat sich die Hauptarbeit von der bereits einige Jahre laufenden Grundlagen- zur angewandten Forschung verlagert.
Die elf Teüprojekte widmen sich besonders der Opto-Elektronik, optischen Modulatoren und Displays. So dienen etwa Modulatoren in der Optik für Nachrichtenübertragungszwecke zur Intensitätsänderung von
Laserstrahlen. Weiters liegt das Hauptgewicht auf Infrarot-, Mikro* wellen- und Ultraschall-Sensoren sowie elektromedizinischen Sonden. Von letzteren erhofft sich die Forschung, etwa einmal epüeptische Anfälle vor dem Ausbruch erkennen zu können, um rechtzeitig medizinische Maßnahmen einzuleiten.
Neben diesen Sensoren geht es im Schwerpunkt um „Energiewandler“, auch „Stellglieder“ genannt, die elektrische Energie in chemische, mechanische, Strahlungs- oder Wärmeenergie umwandeln, oder in Ultraschall, der zur Untersuchung des menschlichen Körpers herangezogen wird, oder in ultrakurze Lichtimpulse, die zur Messung einer Position dienen.
„Nicht explizit“, aber am Rande ist auch der Gedanke des Energiesparens vorhanden, denn - so Thim -„Sensoren und Energiewandler sollen einen industriellen Prozeß so optimal wie möglich steuern, und das bedeutet auch rationell, also mit möglichst wenig Energieverbrauch“.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!