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Elektromobile

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Im Stadtbereich sind die Anforderungen an Fahrzeuge für den Individualverkehr andere als beim Überlandverkehr Reichweite und Höchstgeschwindigkeit spielen im verbauten Gebiet eine untergeordnete Rolle. Das wird am Beispiel von Graz deutlich: Dort sind 80 Prozent der Kfz-Wege kürzer als zehn Kilometer und werden mit Durchschnittsgeschwindigkeiten von etwa 20 km/h abgewickelt. In der Stadt sollten Fahrzeuge daher vor allem klein, leise, energiesparend und in besonderem Maße abgasarm sein.

Um diese Ziele zu verwirklichen, muß man am Gewicht und bei der Größe der Fahrzeuge ansetzen. Entwickelt wurden beispielsweise batteriebetriebeneLeichtbaumobi- le, die meist Zweisitzer mit Gepäckraum sind und eine Höchstgeschwindigkeit von 80 Km/h erreichen. Sie wiegen inklusive Batterie zwischen 350 und 500 Kilo und brauchen wegen ihrer Kleinheit weitaus weniger Parkplatz als herkömmliche Modelle.

Als Hauptproblem für den Einsatz solcher Fahrzeuge ergibt sich die Speicherung in den Batterien. Derzeit betragen die Wiederaufladezeiten zwischen sechs und zehn Stunden, bei neueren Entwicklungen sollen diese Werte auf vier bis fünf verringert werden. Auf diesem Gebiet sind jedenfalls noch bedeutende Forschungsanstrengungen zu unternehmen.

Die Kosten für solche Fahrzeuge sind - da es bisher nur Kleinstserien von maximal 50 Stück gibt - derzeit enorm und liegen bei 160.000 Schilling. Nur das dänische Modell mine- el wurde bisher dank seines relativ niedrigen Preises von 54.000 Schilling in 1000 Exemplaren verkauft. In seinem Herstellungsort Randers ist das “Stromtanken“ kostenlos. Die Stadtverwaltung läßt sich die verbesserte Luftsituation etwas kosten.

Versuche mit Elektrofahrzeugen hat auch die EVN (Energieversorgung Niederösterreich) unternommen, sind dabei aber einen anderen, als den oljen beschriebenen Weg gegangen: Im Rahmen eines mehrjährigen Tests wurde die Leistungsfähigkeit des Elektroantriebs für serienmäßig hergestellte Fahrzeuge erprobt. Zwei VW-Golf und ein Fiat- Panda wurden als “City-Stromer“ herangezogen und für Batterie-Betrieb adaptiert.

Die Erfahrungen dabei zeigen, daß auch bei diesem Versuch die Ladezeiten sechs bis acht Stunden betra gen und dabei ausreichend Strom gespeichert wird, um durchschnittliche Fahrleistungen von 60 bis 70 Kilometer zu erbringen. Damit kann die im städtischen Bereich übliche Tagesleistung von30bis40 Kilometer jedenfalls leicht erbracht werden.

Der durchschnittliche Verbrauch auf 100 Kilometer betrug 47 Kilowattstunden, was beim EVN- Schwachlasttarif Kosten von 45,5 Schilling bedeuten würde.

Die Erfahrungen mit den City- Stromer zeigt daß es keinerlei Probleme bereitet, im fließenden Stadt-

verkehr oder beim Anfahren im Kreuzungsbereich mitzuhalten. Probleme ergaben sich am ehesten auf Steigungen, wo es sich als zweckmäßig erwies, einen “Anlauf“ zu nehmen.

Besonders sorgsam muß die Einstellung des Fahrzeugs, das auch “wetterempfindlich“ ist, beobachtet werden.

Schätzungen zufolge könnten in Westeuropa rund sechs Millionen Klein- und eine Million Kombifahrzeuge (das sind zwölf Prozent des Gesamtbestandes) im Elektrobetrieb eingesetzt werden, waszu einer Verringerung der Luftverschmutzung selbst dann führen würde, wenn man berücksichtigt, daß ein Teil der elektrischen Energie (vor allem in den Wintermonaten) aus kalorischen Kraftwerken stammt.

Eine besonders gut geeignete Möglichkeit, stark verkehrsbelastete Straßen für querende Fußgänger besser benutzbar zu machen, ist die Anlage von Mittelstreifen. Eine solche Maßnahme bringt nämlich meist eine Dämpfung der Geschwindigkeiten und damit eine erhöhte Sicherheit. In Saarbrücken wurden die Folgen des Einbaus eines Mittelstreifens in eine vierstreifige Geschäftsstraße statistisch erfaßt.

Dabei wurde deutlich, daß bei unveränderter Verkehrsstärke die Anzahl der Unfälle mit Personenschaden nach der baulichen Veränderung umrund 70 Prozent zurückgegangen ist.

Der Einbau von Mittelstreifen führt allerdings zu einer Verringerung der Fahrstreifenbreite. Wird dadurch die Kapazität solcher Straßen verringert? Untersuchungen zeigen, daß bei homogenen Geschwindigkeiten unter 50 km/h die Leistungsfähigkeit einer 4,5 Meter breiten Fahrbahn nur wenig geringer als die einer 6,5 Meter breiten ist.

Die Geschwindigkeit des Verkehrs wird durch den Einbau von Mittelstreifen jedoch nur dann gedämpft, wenn die geringere “nutzbare“ Breite auch deutlich optisch zum Ausdruck kommt.

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