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Eltern, engagiert euch mehr in der Schule!

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Geht es Ihnen gut oder geht Ihr Kind in die Schule, wird manchmal im Witz gefragt. Schulanfang, auch Anfang des Engagements der Eltern in und für die Schule oder „Travnicek, was brauch ich das."? Die Schulservicestelle des Unterrichtsministeriums hat vor kurzem eine Auswertung der Anfragen 1991 veröffentlicht. Schule ist demnach weiterhin eine Domäne der Mütter. Sie stellen mit 21 Prozent die weitaus größte Gruppe der Anfrager.

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Geht es Ihnen gut oder geht Ihr Kind in die Schule, wird manchmal im Witz gefragt. Schulanfang, auch Anfang des Engagements der Eltern in und für die Schule oder „Travnicek, was brauch ich das."? Die Schulservicestelle des Unterrichtsministeriums hat vor kurzem eine Auswertung der Anfragen 1991 veröffentlicht. Schule ist demnach weiterhin eine Domäne der Mütter. Sie stellen mit 21 Prozent die weitaus größte Gruppe der Anfrager.

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Durch Gesetz sind die Mitwirkungsund Mitbestimmungsmöglichkeiten der Eltern und der Elternvertreter geregelt. Und aus der Formulierung des Paragraph 2 des Schulorganisa-tionsgesetzes ist eindeutig, daß die Schule an der Erziehung der Schüler nur „mitzuwirken" hat. Im Kommentar wird dazu ausdrücklich angemerkt: „Das vorrangige Erziehungsrecht der Eltern und sonstigen Erziehungsberechtigten bleibt sohin unberührt." Betont wird, daß eine fruchtbringende Erziehung der Jugend nur durch das Zusammenwirken aller Erzieher erreicht werden kann. Dabei sollten weder Eltern noch Schule in Erziehungsangelegenheiten so handeln, als wären sie von anderen erzieherischen Faktoren unabhängig.

Obwohl durch gesetzliche Regelungen die Grundlagen geschaffen sind, bezog sich der zweitgrößte Bereich der Anfragen auf das Schulrecht. „Ein weites Konfliktfeld" - so das Unterrichtsministeriums - „stellt die Realisation der gesetzlichen Bestimmungen zur Schuldemokratie dar. Hier kommen immer wieder Anfragen zu den Bereichen Einberufung der Foren beziehungsweise des Schul-gemeinsehäftsaöäschBsses, Tagesordnung, Bekanntgabe der Beschlüsse der Gremien, Bekanntmachung der Wahlen et cetera. In diesem Zusammenhang wird auch oft die Unzufriedenheit mit den Elternvertreter/innen ausgedrückt und diesen unterstellt, daß sie nicht aktiv werden aus Angst, ihre Kinder seien dann Repressalien ausgesetzt." - Soweit die Darstellung aus den Anfragen in der Schulservicestelle. Es ist also notwendig, weiter an der Verbesserung der äußeren und inneren Bedingungen für die Zusammenarbeit Eltern-Lehrer-Schüler zu arbeiten.

Daß das II. Vatikanische Konzil in seinen Dokumenten an verschiedenen Stellen zum Zusammenschluß in Elternvereinigungen ermuntert, wird gelegentlich erwähnt. Daß als besondere Aufgaben der katholischen Schulen genannt wird, „eine Schulgemeinschaft zu schaffen, in der der Geist des Evangeliums in Freiheit und Liebe lebendig ist", scheint vielen selbstverständlich. Es soll aber auch daran erinnert werden. Daß im Dekret über das Laienapostolat „bei der Gestaltung des Schullebens helfend mitwirken" als eines der Werke des Laien-apostolates bezeichnet wird, ist weitgehend unbekannt. Vielleicht ist es für manche Eltern hilfreich, die Mitarbeit in der Schule unter diesem Aspekt zu sehen.

Warum sollen also Eltern in der Schule mitarbeiten?

□ Gute und erfolgreiche Erziehungsarbeit kann nur im Zusammenwirken von Familie und Schule gelingen.

□ Eltern und Lehrer müssen sich zum Wohle des Kindes verständigen. Das Kind soll Familie und Schule nicht als zwei getrennte Welten mit verschiedenen Regeln erleben. Wichtiges Anliegen gemeinsamer Aussprachen von Eltern und Lehrern muß gerade in eine pluralistischen Gesellschaft die Erarbeitung gemeinsamer Erziehungsziele und die Wiederentdeckung von Werten sein.

Gehschule der Demokratie

□ Die vom Gesetz geforderte und unterstützte Schulpartnerschaft ist ein Lern- und Übungsfeld für demokratisches Verhalten, wobei die Eltern und die Lehrer den Jugendlichen als Vorbild dienen.

□ Eine gute Schulpartnerschaft ist ein wichtiger Beitrag für ein gutes Schulklima, in dem sich nicht nur das Kind in der Schule wohlfühlt und eine Atmosphäre des Vertrauens herrscht, sondern auch der Lehrer die nötige Anerkennung findet und pädagogische Autorität insgesamt anerkannt wird. Dieses gute Schulklima - verstanden als Ausdruck von Vertrauen,Zuwendung und mitmenschlichem Umgang untereinander- sollte grundsätzlich verwirklicht werden. Es ist auch eine wichtige Voraussetzung für den Unterrichtsertrag.

□ Die „Atmosphäre" einer Schule wird auch vom Spannungsfeld Lehrer-Eltern-Schüler bestimmt. Ausdruck dieser Atmosphäre sind nicht einzelne Handlungen, sondern sie wird von der grundsätzlichen Einstellung und Gesinnung der beteiligten Personen geprägt. Diese wird im vorbildhaften Verhalten spürbar.

□ Im Interesse des notwendigen Zusammenwirkens Eltern-Lehrer-Schüler ist auch eine entsprechende Aus-und Weiterbildung notwendig. Diese Maßnahmen sollen sowohl für die einzelnen Partner, das sind Eltern, Lehrer, Schüler getrennt gesetzt (zum Beispiel Schulung für den Umgang miteinander), als auch gemeinsame Seminare und andere Veranstaltungen angestrebt werden.

□ Eltemvereinsarbeit ist auch Erwachsenenbildung - ein Aspekt, der von der Erwachsenenbildung bis jetzt viel zu wenig gesehen wurde. Es sind Bildungsveranstaltungen notwendig, die Eltern helfen, sich bei Fragen des Unterrichts und der Erziehung zu orientieren, und die ihnen für die Wahrnehmung ihrer Rechte und Pflichten die notwendigen Kenntnisse vermitteln.

□ Eine entscheidende Voraussetzung bleibt das Miteinander-im-Gespräch-Bleiben-Wollen, das durch „verpflichtend" vorgesehene gemeinsame Aussprachen zwischen Lehrern, Schülern und Eltern - wie sie zum Beispiel der Schulgemeinschaftsausschuß vorsieht - unterstützt werden kann. Dieses Wollen ist besonders wichtig, wenn in der konkreten Situation unterschiedliche Spannungsfelder auftreten.

□ Entscheidend bleibt der Beitrag jedes einzelnen. Es liegt an jedem selbst, für seine Situation das Günstigste und Richtige zu finden. Die Verantwortung für eine gedeihliche Zusammenarbeit darf nicht an andere delegiert werden. Abzuwarten, was die anderen machen, ist zu wenig.

Mitarbeit, Mitverantwortung und Mitbestimmung in der Schule erfordern ein beständiges Engagement von Eltern, Lehrern und Schülern. Dieses Engagement zu stützen und zu fördern, muß ein Anliegen aller an der Schule Interessierten sein.

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