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Kommenden Juli werden wir nicht nur mit dem Zug nach London fahren, sondern en passant auch nach Paris. Ob wir neben dem Eiffelturm auch Notre-Dame besuchen, wäre bis Montag dieser Woche eher fraglich gewesen. Doch nun gilt es als sicher. Wir werden in dieser Kathedrale menschlichen Könnens und Hoffens zwar nicht in den Bänken sitzen und von dort die prachtvollen Glasrosetten bestaunen können. Aber Gedanken himmelwärts schicken kann man ja auch vor den Toren einer standhaften Ruine.
Dass Kirchen und Klöster (beinahe) untergehen und wieder auferstehen, ist nicht neu. Der Wiener Stephansdom zeigt es, und auch das Benediktinerstift St. Lambrecht in der Steiermark. Die 1160 geweihte romanische Abteikirche ist irgendwann eingestürzt, wurde im gotischen Stil neu gebaut, ist abgebrannt und erstand barockisiert zu neuem Leben. Danach kamen die politischen Abrissbirnen und Wiederaufbaumeister: Aufhebung durch Josef II., Wiedererrichtung durch Franz II. (I.), Beschlagnahme durch die Nazis und Rückkehr der Mönche nach dem großen Krieg.
Heute gibt es in St. Lambrecht Ikonenmalkurse, eine „Schule des Daseins“ – und sehr viel Raum zum Denken. Chorgebete, mit denen man die Stunden füllt; Kreuzgänge, die nächtens nur der Wind und Glockenklang durchziehen; Höfe, in denen morgens Lerchen zwitschern; und Gästezimmer, in denen man sich einzeln leicht verliert. „Es ist das Kleinste, das wir haben“, heißt es bei der Ankunft. „Aber bei dieser Raumhöhe fällt einem dafür nicht so schnell die Decke auf den Kopf.“ Um wieviel mehr gilt das für Notre-Dame de Paris, diese nun dachlose Kathedrale unter freiem Himmel. Frohe Ostern! Alles wird gut.

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