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Energiesteuer problemlos

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Und welche Folgen hätte eine solche Umstellung für die österreichische Wirtschaft? In derselben Studie geht Hans Peter Aubauer dieser Frage nach. Er stützt seine Berechnungen auf die Input-Output-Tabelle. Diese beschreibt, wie Österreichs Wirtschaftszweige miteinander verflochten sind, und sie gibt Auskunft darüber, wie sich Preisveränderungen (etwa von Energie) auf einzelne Branchen auswirken.

In der überwiegenden Mehrzahl der Sektoren brächten die Abschaffung der Mehrwertsteuer und die Um-lagerung der öffentlichen Einnahmen auf eine Energieabgabe sinkende Preise. Nur ganz wenige energieintensive Sektoren (Zement-und Aluminiumerzeugung) müßten ihre Preise erhöhen.

Insgesamt bliebe das Preisniveau unverändert. Bleibt man im Außenhandel bei der bisherigen Regelung (Rückvergütung des bisherigen Mehrwertsteuersatzes bei Exporten und entsprechender Aufschlag bei Importen), so verbesserte sich fast überall die internationale Wettbewerbsfähigkeit Österreichs.

Stark verteuerte sich natürlich die Energie. Das ist ja der Zweck des Unternehmens, sollen doch Impulse zum Energiesparen von einer solchen Maßnahme ausgehen. Bisher unrentable Energiesparinvestitionen würden dadurch attraktiv, und es sänke der Energieverbrauch. Im Gefolge davon wäre mittelfristig auch mit einem niedrigeren Ausstoß von Schadstoffen zu rechnen.

Aubauer faßt zusammen: „... auf längere Sicht wird in der Wirtschaft Energieverbrauch sowohl durch vermehrte Lohnausgaben als auch durch einen stärkeren Kapitaleinsatz ersetzt, was als weitere Ursache für eine Wirtschaftsförderung und eine Steigerung der ... Arbeitsmenge gelten kann.“

Zu ähnlichen Ergebnissen kommen Berechnungen, die anstelle der Mehrwertsteuer die Sozialversicherungsbeiträge oder die Lohn- und Einkommenssteuer durch eine Energieabgabe ersetzen. In diesen beiden Fällen dürfte die Nachfrage nach Arbeitskräften stärker steigen. Ansteigen würden allerdings auch die Preise, aber auch die Einkommen.

Zusammenfassend läßt sich festhalten: Die Umschichtung der Besteuerung vom Einkommen oder dem Mehrwert auf die Energie hätte eine positive Wirkung auf die österreichische Wirtschaft. Eine solche Maßnahme wäre dringend erforderlich und notwendiger Bestandteil einer zeitgemäßen Strukturpolitik. Es ist unverständlich, daß sich keine politische Partei für diese überaus sinnvolle Maßnahme einsetzt.

Gerhart Bruckmann ist Professor für Statistik. Hans Peter Aubauer Dozent (Institut für Festkörperphysik) an der Universität Wien. Ihre Überlegungen und Berechnungen wurden in „Wirtschaftspolitische Blätter“ 4/85 veröffentlicht.

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