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Engagierter Alltag
Die Verfasserin ist Hausfrau, 36 Jahre alt, verheiratet, drei Kinder
Die Verfasserin ist Hausfrau, 36 Jahre alt, verheiratet, drei Kinder
Darf man sich als Hausfrau überhaupt für eine „engagierte" Christin halten? Wenn man, wie ich, in erster Linie für seine Familie sorgt, zwar regelmäßig in kleineren Gruppen mitarbeitet, aber keine Ämter und Funktionen aufzuweisen hat, sich nur da und dort einspannen läßt in der Pfarre oder in der Diözese?
Vor ein paar Jahren noch war ich der festen Meinung, ernstgenommener Glaube müßte zu Aktionen führen, auf die man hinweisen kann, zu Taten, die Achtung einflößen, die überzeugen.
Es war ein eher schmerzlicher Lernprozeß, der mich nach einigen Enttäuschungen zu einer realistischeren Einschätzung meiner Möglichkeiten brachte. Diese Ernüchterung führte aber nicht zur Resignation. Es blieb nicht beim Abschiednehmen von Lieblingsideen und Jugendträumen (was früher oder später wohl niemandem erspart bleibt), sondern es kam zu einem bewußten Umsatteln meiner Hoffnungen und Erwartungen: von dem, was wir selbst zustande bringen, auf das, was
Christus uns als Geschenk anbietet.
Freunde, die auch auf der Suche waren, halfen dabei -und die Beschäftigung mit dem Evangelium.
Und siehe da, dieser Weg führte weiter, nur allmählich zwar, Schritt für Schritt, aber doch merklich. Wie befreit war ich von der Sorge um meine Selbstverwirklichung, von der krampfhaften Suche nach Bestätigung! Ich wollte Christus besser kennenlernen und ihn wahrnehmen als einen, der lebt, den es wirklich gibt.
Dabei machte ich die beglückende Erfahrung, daß ich keineswegs auf das verzichten mußte, was mir schon immer wichtig war: auf Gemeinschaft mit anderen, auf Nähe und auf Intensität. Im Gegenteil, genau dazu finde ich besser Zugang durch den Glauben an den Gott, von dem Jesus so eindringlich bezeugt hat, daß Er es gut mit uns meint, und der uns hilft, wenn wir es nur zulassen.
Durch diesen Glauben gewinnt alles an Bedeutung. Der Alltag ist nicht mehr banal, die Zeit zerrinnt nicht mehr zwischen den Fingern. Sie ist kostbar, weil es so viel zü lernen gibt: Menschen verstehen lernen, die eigenen Kinder ebenso wie Andersdenkende, zuhören lernen, herausfinden, wie sich ein Konflikt am ehesten lösen läßt.
Lernen, wie man Trauer aushält und wie man Freude dankbar erlebt. Begreifen, welche Gefühle hinter den Handlungen der anderen oder meinen eigenen stehen, sie bearbeiten und damit umgehen lernen.
Das ist spannend, aber es erfordert Zeit, Kraft, Phantasie und Ausdauer, mehr, als ich zur Verfügung habe. Mein großer Reichtum als Hausfrau ist die Zeit, die ich mir selbst einteilen kann. Hier versuche ich anzusetzen: regelmäßig Zeit zum Beten zu haben und möglichst viel Zeit für Gespräche mit jedem, der es wünscht.
Daraus ergibt sich vieles, was zu tun ist, wie von selbst, und es findet sich die Kraft für das, was schlicht zu ertragen ist.
Für mich hat sich mit der bewußten Hinwendung zu Christus viel geändert. Ich bin sehr froh darüber und würde gerne andere dazu ermutigen - auch wenn nichts als „engagierter" Alltag dabei herausschaut.
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