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Englands Väter, Englands Söhne

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Es waren „goldene Jahre“, diese sechziger und siebziger Jahre in der englischen Kunst. Jahre der Abkehr voivden großen Leitbildern, Jahre erstaunlicher Aufbrüche. Sie kommen jetzt in Österreich endlich ins Gespräch. Allerdings nicht von Wien her. Denn da beließ man es dabei, in einem eher mühsamen Tauziehen, wo auf dem Karlsplatz ein Monumentaldenkmal des großen alten Henry Moore aufgestellt werden soll, auf wienerische Art für britische Kunst zu werben. Die Antwort kommt jetzt aus Bregenz. Denn dort haben sich gegen viel Widerstand ein paar dafür stark gemacht, diese erste große Informationsschau auf die Beine zu bringen. Und 44 Prominente der britischen Szene sind in dieser Schau „Englische Kunst der Gegenwart“ vertreten.

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Es waren „goldene Jahre“, diese sechziger und siebziger Jahre in der englischen Kunst. Jahre der Abkehr voivden großen Leitbildern, Jahre erstaunlicher Aufbrüche. Sie kommen jetzt in Österreich endlich ins Gespräch. Allerdings nicht von Wien her. Denn da beließ man es dabei, in einem eher mühsamen Tauziehen, wo auf dem Karlsplatz ein Monumentaldenkmal des großen alten Henry Moore aufgestellt werden soll, auf wienerische Art für britische Kunst zu werben. Die Antwort kommt jetzt aus Bregenz. Denn dort haben sich gegen viel Widerstand ein paar dafür stark gemacht, diese erste große Informationsschau auf die Beine zu bringen. Und 44 Prominente der britischen Szene sind in dieser Schau „Englische Kunst der Gegenwart“ vertreten.

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Was eigentlich nur beweist, daß es auf Einfälle, Gespür, Kontakte und Initiativen mehr ankommt, als aufs Geld (merk’s, Wien!). Denn materiellen Überfluß kann man dem Bregenzer Künstlerhaus im Palais Thurn und

Taxis, weiß Gott, nicht nachsagen. Hingegen hat sein Leiter, Oscar Sand- ner, die Situation zu nützen verstanden: Der englische Handel mit Gegenwartskunst steckt in der Krise. Die Künstler selbst drängen nach außen -

auch weil diese Periode der sechziger Jahre abgeschlossen ist. Man mußte also nur zugreifen, um von ihnen, vom British Council, von renommierten Galerien bedeutende Bilder und Plastiken zu bekommen.

Natürlich hat man in Wien schon eine Menge Englisches gesehen: Allan Jones und Eduardo Paolozzi zum Beispiel in kleinen, aber hervorragenden „Personalen“, manches von Peter Phillips, Derek Boshier, Peter Blake oder Bridget Riley, in der Ausstellung der „British Week“ vor Jahren im Wiener Künstlerhaus, erst ein einziges Bild allerdings vom 68jährigen Malerstar Francis Bacon, ein oder das andere Gemälde David Hockneys… Aber es blieb immer bei ein paar „Tips“, bei „Highlights“, die kein Ganzes ergaben.

Dieses Ganze zusammenzustellen, ist - bei manchen Eigenwilligkeiten - dem rührigen Oscar Sandner gelun-

gen. Die Sicht ist sehr persönlich gefärbt, bei den Skulpturen war er natürlich unter dem Druck der enormen Transportkosten für schwere Bronzen. Aber was da an Meisterwerken auf engstem Raum zusammengerückt wurde, macht Kunstgeschichte.

Ein paar alte Herren stehen stellvertretend für große Traditionen: Henry Moore (mit 19 Plastiken und 22 Zeichnungen, Gouachen, Drucken) zum Beispiel, der für so viele Jüngere zum Bezugspunkt wurde. Vor allem durch das Aufbrechen von Innenräumen eime r Plastik und durch den Blick fürs Übertragen von Naturformen, die in seinen Skulpturen ausschwingen. Dazu als Gegenpol Ben Nicholson: Er baut Reliefs, die in einem Prozeß ständigen Wegnehmens, Abräumens, Aussparens entstehen und ein ständiges Prüfen von Material verraten. Einer auf der Suche nach einer Ideallinie. Und daneben die. Siebziger Victor Pasmore und Kenneth Martin, die Englands Tradition des Konstruktivismus auf eigenwillige Art signalisieren. Oder Graham Sutherland, der in seinen Tierskeletten den Surrealismus abwandelt.

Aber es gibt für uns auch große Entdeckungen: Zum Beispiel die Arbeiten Caros, die für Henry Moore das Ende seiner Vaterrolle in der Plastik Englands bedeuteten und neue Leute wie William Tucker hervorbrachten. Und die auch eine Absage ans. Expressionistische auslösten. Denn Anthony Caro schaufelte den Weg frei für die ganze junge Garde. Für Bernhard Cohen, John Hoyland, Richard Smith, William Turnbull. Die Londoner Ausstellung „Situation“ (1960/61), eine Schlüsselausstellung, hatte für diese Jungen effektvoll die Werbetrommel gerührt Aber zugleich trommelte man für die Gegenbewegung: für Pop. Einerseits Richard Hamilton und Paolozzi, die auf ihren Klebebüdern mit Unterhaltungswerten des Bildes spielen; anderseits Kitąj, der unbemerkt eine Zeitlang an der Wiener Akademie werkte, und Boshier, die beide Bildinhalte analysieren; JoeTilsonund Peter Blake, die Elemente der Volkskunst mit Trivialem koppeln - „Zorrine, die Königin der Nudisten und ihr TV-Go- rilla“ (1961/65) ist eines jener Schlüsselbilder. Tarzan geht da auf den Kunstwerbetrip.

Vertreten ist hier natürlich auch der philosophierende Maler Allan Jones, daneben die Plastiker, die zwischen Pop und Abstraktion pendeln wie Paolozzi. Zentralfigur der Ausstellung ist Francis Bacon, der Einzelgänger der englischen Malerei, der Photos und Filmschnitte wie die Farbe virtuos ausbeutet. Der fabelhaft leuchtende Farbflächen gestaltet… Pop in England hat ihm, dem Nicht-Pop-Maler, wohl das Meiste zu verdanken.

• Autoren, die für junge Menschen schreiben, werden auch in Österreich tatkräftig gefördert. Unter anderem durch die österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreise des Unterrichtsministeriums. Kinderbuchpreise wurden dieser Tage verliehen an Mira Lobe, Gianni Rodari, Marilyn Sachs, Hannelore Valencak und Renate Welsh. Einen Illustrationspreis erhielt Roger Haldane, den Förderungspreis für die Übersetzung von Kinder- und Jugendbüchern Ingrid Weixelbaumer. 14 weitere Autoren scheinen auf der „Ehrenliste zu den österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreisen 1977“ auf.

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