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Er tanzte vor Gott

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David wurde von Gott erwählt- sein Heiligtum sollte für ewig bestehen. Er war ein großer Sünder, doch er bereute, und Gott vergab ihm. Er war der Träger der Messiashoffnung. Doch das Heiligtum in Jerusalem durfte er nicht bauen. Warum versagte Gott seinem Gesalbten diesen Herzenswunsch? Erwählung und Zurückweisung Davids waren das Thema der heurigen Jüdisch-Christlichen Bibelwoche in Bendorf am Rhein.

Was war dieser David doch für ein Mensch! Er wird uns nicht als verehrungswürdiges Idol vorgeführt, nicht als „superman“, sondern als Mensch mit all seinen Fehlern. Jeder einfache Bürger konnte sich mit ihm identifizieren, das Volk liebte ihn.

Der Name David ist aus dem hebräischen Wort Dod = Geliebter entstanden. Davids Liebe zu Jonathan verdanken wir eines der schönsten Lieder der Bibel. Und obwohl Saul ihm nach dem Leben getrachtet hatte, bezog er auch ihn in die Klage ein und beweinte seinen Tod aus tiefstem Herzen.

Doch seine hemmungslose Liebe zu Bathscheba verstrickte ihn in schwere Sünde, für die er mit dem Tod des ersten Sohnes aus dieser Verbindung bestraft wurde. David nahm die Strafe demütig auf sich und wurde als reuiger Sünder von Gott angenommen. Diese Annahme Davids ließ jeden frommen Juden hoffen, daß seine Sünden vergeben würden, wenn er wahrhaftig bereute.

David, König Israels, wählte keine der bekannten Kultstätten zu seiner Hauptstadt, sondern Jerusalem, das erst erobert werden mußte. Warum gerade Jerusalem? Eben weil diese Stadt keine Stammestradition hatte, sie thronte im wahrsten Sinne des Wortes über den Stämmen.

Nach der Überlieferung sollte die Grenze zwischen Juda, dem der Stamm Davids, und Benjamins, dem Saul angehörte, mitten durch die Stadt gehen. Die Rabbinen behaupteten sogar, die Grenze läge unter dem Altar des Heiligtums. So hatte David durch die Wahl Jerusalems auch die Anhänger Sauls für sich gewonnen und durch sein diplomatisches Geschick alle Stämme vereint.

Nachdem die Herrschaft Davids in Jerusalem gesichert war, brachte er die Bundeslade, den Sitz der wandernden Gottheit in die Stadt, und tanzte mit dem Volk vor der heiligen Lade. Dieser Tanz war für David ein Gottesdienst, er gab sich Gott mit Leib und Seele hin.

Als Krönung seines Lebens wollte er Gott in Jerusalem ein Haus bauen, cloch dieser Wunsch wurde ihm verweigert. Er war ein Mann des Kriegjes, seine Hände waren blutbefleckt. Deshalb sollte sein Sohn Salomo, im Hebräischen Schlomo von Schalom = Frieden, das Heiligtum bauen. Die Abneigung gegen alles, was dem Krieg diente, ging so weit, daß nur behauene Steine für den Tempelbau verwendet werden durften, damit kein eisernes Werkzeug das Heiligtum entweihte.

So mußte der Krieger David auf seinen Herzenswunsch verzichten und den Tempelbau seinem Sohn überlassen, obwohl seine Kriege dem Volk erst ermöglichten, das versprochene Land zu besiedeln. David trug die Kollektivverantwortung für Israel, doch hatte er zum Unterschied von Jesus nicht die Sünden der anderen auf sich genommen. Er büßte für seine eigenen Sünden und wurde damit wegweisend für den jüdischen Glauben.

Die Unterschiede im Glauben wurden von den Tagungsteilnehmern nicht verwischt, die Gemeinsamkeiten des jüdischen und des christlichen Weltbildes wurden betont.

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