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Digital In Arbeit

„Erfolg vergnügen

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Weit scheint der Weg von Peter Kogler, der 1959 in Innsbruck geboren wurde und dort die Gewerbeschule besucht hat, bis zu den Computer-Bildern, für die er nun am 16. November in Wien den Otto Mauer-Preis überreicht erhielt. Nach seiner Ubersiedlung nach Wien hat KogLer 1978/79 ein Semester lang die Bühnenbildklasse am Schillerplatz besucht, das Studium dann abgebrochen und zwei Jahre lang als Restaurator gearbeitet.

Die zufällige Bekanntschaft mit Computern bei einer Messeveranstaltung faszinierte ihn sofort, für Kogler „funktioniert der Computer wie ein Filter, der die individuelle Handschrift zurücknimmt“. Sehr positiv hat er 1985 seinen Lehrauftrag an der

Kunsthochschule in Frankfurt erlebt. In der Bundesrepublik sei das Studium anders aufgebaut, Maler, Bildhauer, Filmemacher besuchen im ersten Semester dieselbe Klasse. Er hält dies für eine gute Voraussetzung fürs Studium.

Am Beginn seiner künstlerischen Arbeit standen Zeichnungen auf Papier. Die hat Kogler 1983 in der Galerie Krinzinger in Innsbruck erstmals ausgestellt. Die Galerie war auch seine erste Anlaufstelle für Erfahrungsaustausch, für Informationen. Mittlerweile gab es Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen in Basel, Köln, Hamburg, New York; seine Werke waren in der Wiener Galerie St. Stephan, in Mailand und bei der Biennale von Venedig, in Aachen, Düsseldorf und bei der Europalia in Gent zu sehen. Mit der Galerie Krinzinger arbeitet er noch heute zusammen.

Auf die Frage nach den Vorbildern kommt der Hinweis, daß es „eine Menge von Anregungen, durch andere Künstler gibt, es aber schwerfällt, sie als Vorbilder zu bezeichnen“. Die ersten wirklich wichtigen Eindrücke stammen wahrscheinlich von der amerikanischen Pop Art, von Andy Warhol, der mit seinen Siebdrucken Motive der Konsumwelt fest-

,,Es werden Bildklischees des Alltags verwendet, die kaum verändert sind“ hielt. Kogler war schon mehrere Male in New York, demnächst übersiedelt er für einige Monate nach Los Angeles. „Menschen plus Maschinen haben mich sehr fasziniert. Ich arbeite am Computer mit sehr einfachen Systemen, der Bezug zur Graphik ist mir wichtig“, definiert der Künstler das Ungewöhnliche am Material seiner Bilder, abseits herkömmlicher Techniken.

„Es gibt natürlich eine gewisse Skepsis, das Zurücknehmen der persönlichen Handschrift, der Individualität, ist für viele ein beunruhigendes Moment“, kommentiert Kogler Reaktionen auf seine Werke. „Es werden Bildklischees des Alltags verwendet, die kaum verändert sind. Das hat historisch durchaus Vorläufer.“ Kontakte mit anderen Computer-Künstlern seien in erster Linie auf das Ausland beschränkt, in Österreich, entstünden erst jetzt entsprechende Studios an den Hochschulen, international sei die Entwicklung schon weiter. Viele Computer-Künstler kämen aus der Technik, aus der Wissenschaft, weniger von den Kunsthochschulen.

Seit einigen Jahren kann Peter Kogler auch vom Verkauf seiner Bilder leben.

Viele dieser großformatigen Werke sind aus graphisch wirkenden Kleinelementen zusammengesetzt — wie das hier wiedergegebene Bild. Dazu werden Computer-Ausdrucke fotografisch vergrößert, in unterschiedlicher Anordnung neu zusammengesetzt. Nur auf den ersten Blick strahlen sie Ruhe aus, die einzelnen Elemente stehen in starker Spannung zueinander, diese wird durch farbliche Nuancierungen noch erhöht. Man kann in diese Bilder „hineinschauen“.

Das preisgekrönte Triptychon „Faust I, Faust II, Double Terminator“ wirkt durch die zwei überdimensionierten Köpfe, durch die roboterartigen, mannshohen Figuren gewalttätig, unmenschlich. Auch andere Köpfe lassen an Gestalten aus Science fiction-Fil-men denken.

Der nach dem Priester Otto Mauer, dem Förderer vieler bildender Künstler der Nachkriegszeit, benannte Preis legt die Frage nach Peter Koglers Beziehung zum Religiösen nahe. Für ihn ist die Person Otto Mauers wichtig, den er selbst nicht mehr gekannt hat. Er sei einer der wenigen Menschen in der Kirche gewesen, der offen war für moderne Kunstströmungen, sie reflektiert und unterstützt habe. Ob es wichtig wäre, daß es auch heute solche Menschen in Osterreich gäbe? „Absolut, in Österreich gab es eine Generation bildender Künstler — nicht meine Generation —, für die

Religion, die Auseinandersetzung mit ihr, eine zentrale Rolle spielte. Das war hier viel stärker der Fall als bei Künstlern in der Bundesrepublik oder in den USA“, sinniert Kogler.

Für sein Schaffen spiele das Religiöse — jedenfalls bewußt — keine Rolle. Für den Kirchenraum zu arbeiten, könne er sich vorstellen, wenn die Art seines Schaffens grundsätzlich akzeptiert werde.

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