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Erfolgreich durch zwei

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Immer mehr Frauen dringen in bisher von Männern dominierte Führungsgremien vor. Weibliche Arten zu managen wurden oft -zu Unrecht - vielfach abqualifiziert.

Im Rahmen des Kongresses „Manager für morgen", im April dieses Jahres, an der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien wurde ich als einzige Frau eingeladen. Zugleich mit fünf Männern sollte ich zai Frage „Welche Manager braucht das Unternehmen von morgen?" Stellung nehmen.

Aus meiner Biographie ergab sich für mich die Erweitenmg des Themas auf „Welche Managerinnen und Manager braucht das Unternehmen von morgen?": Nach meinem WU-Studium trat ich 1982 ins Produktmanagement eines internationalen Konzerns ein, um mein an der Universität erworbenes Fachwissen in der Praxis umsetzen zu können. Im Laufe meiner Berufstätigkeit bemerkte ich, daß Frauen und Männer im Management unterschiedliche Positionen einnehmen. Einerseits hierarchisch, je weiter oben, desto weniger Frauen, andererseits aber auch in bezug auf das Ausfüllen ihrer beruflichen Aufgaben vmd auf ihre Akzeptanz.

Kurz, nur wurde klar, daß es in der beruflichen Situation etwas gibt, das mich als Frau fundamental betrifft. Darüber Näheres zu erfahren, interessierte mich mehr als die Vermarktung des Produktes, mit der ich betraut war. Daher kündigte ich 1984 und begann meine Dissertation über „Frauenkarriere im Management". Diese Arbeit ist mittlerweile fertiggestellt; als Konsequenz daraus ergeben sich für mich zwei Hypothesen zum obengenannten Thema. • Das Unternehmen von morgen wird ohne weibliche Führungskräfte nicht auskommen können.

Die erste These soll zunächst aus quantitativer, dann aus qualitativer Sicht untermauert werden. Derzeit beträgt der Anteil der WU-Abgängerinnen 34 Prozent; er ist ständig im Steigen begriffen. Verglichen damit sind die Frauen im Management deutlich unterrepräsentiert; ihr Anteil in Führungspositionen schwankt (je nach Studie) zwischen 4 Prozent imd 14 Prozent und vergrößert sich kaum. Dem Unternehmen von morgen, das diese Kluft nicht zu schließen versucht, entgeht ein enormes Potential an Managementtalent.

Nun zur qualitativen Sichtweise: Zahlreiche Studien und auch meine eigenen Interviews und Gespräche mit Führungskräften haben ergeben, daß Frauen Führungsaufgaben anders wahrnehmen als Männer. Die unterschiedliche Sozialisation, also Erziehung der Geschlechter, trägt wesentlich dazu bei, daß Frauen im Berufsleben andere Fähigkeiten einbringen können als Männer. Zu ihren Stärken zählen etwa Personenorientierung, Koopera-tivität, Sensibilität und Kommunikationsfähigkeit. Neben rationalen Problemlösungsansätzen verstehen sie es auch, gefühlsmäßige Komponenten in Entscheidungen einfließen zu lassen.

Das bedeutet aber nicht, daß Männer diese Fähigkeiten nicht haben, sondern, daß sie bei Frauen im allgemeinen stärker ausgeprägt sind. Männliche Führimgs-kräfte tendieren zu eher rationalem Problemlösungsverhalten, sie bevorzugen hierarchische Organisationsstrukturen, sie sind eher kompetitiv und versuchen, im Beruf ihre Gefühle aus dem Spiel zu lassen.

Die Managementebenen traditioneller Organisationen sind männerdominiert; es gelten männliche Werte und Umgangsformen. „Weibliche" Arten zu managen werden abqualifiziert als zu emotional oder zu wenig zielorientiert - selbst wenn es Männer sind, die so handeln. Damit entgeht den Organisationen aber ein weites Feld an Hand-Ivmgsmöglichkeiten. Jeder weiß, daß sich die Entscheidungsqualität verbessert, wenn ein breites Spektrum an Perspektiven, in diesem Fall von Männern und Frauen, zur Problemlösung ein-fUeßt.

Daher meine Schlußfolgerung: Das Unternehmen von morgen wird umso erfolgreicher sein, je eher die gesamte Palette der Fähigkeiten von männlichen und weiblichen Führungskräften eingebracht wird.

• Das verstärkte Eintreten von Frauen ins Management des Unternehmens von morgen muß von einem Lernprozeß der männlichen Manager begleitet sein.

Managerinnen bilden derzeit eine verschwindende Minderheit. Daher sind die männlichen Führungskräfte nur daran gewöhnt, mit Frauen als (Ehe-)Partnerin-nenoder im Beruf als Sekretärinnen oder in hierarchisch untergeordneten Positionen umzugehen.

Ein wachsender Frauenanteil im Unternehmen von morgen erfordert, daß Männer lernen, berufliche Beziehungen auch mit gleichgestellten beziehungsweise sogar übergeordneten Kolleginnen zu haben. Sie müssen lernen, Frauen in vergleichbaren Positionen als gleichwertig zu akzeptieren.

Ziel kaim und soll dabei aber nicht sein, daß Frauen im Management ,4hren Mann stellen" müssen, das heißt, nur dann als „ebenbürtig" akzeptiert werden, wenn sie sich der männlichen Unternehmenskultur anpassen.

E s ist daher wichtig, daß die Unterschiede, wie sie in der ersten

These erläutert wurden, gesehen vmd auch kultiviert werden.

Indem männliche Manager ihre Kolleginnen bei der Erledigung ihrer Aufgaben beobachten, mit ihnen über unterschiedliche Sichtweisen diskutieren, kaim im Unternehmen von morgen ein Lernprozeß einsetzen. Als Ergebnis sollen nicht nur wie bisher Managerinnen die Rationalität ihrer Kollegen übernehmen, sondern auch männliche Manager die Vorteile weiblichen Handelns zimi Erreichen der Unternehmensziele erkennen. So können die persönlichen Eigenschaften und Fähigkeiten der Frauen und Männer, in Verbindung mit der während der beruflichen Ausbildung erworbenen Fachkompetenz, im Unternehmen von morgen fruchtbar umgesetzt werden.

Die Autorin ist Dissertantin am Institut für Allgemeine Soziologie und Wirtschaftssoziologie Wien.

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