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Erforscht in Osterreich

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Was Österreichs Akademie der Wissenschaften leistet, soll an zwei grundverschiedenen Beispielen (Kirchenväter-Edition und Leukämie-Forschung) aufgezeigt werden.

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Was Österreichs Akademie der Wissenschaften leistet, soll an zwei grundverschiedenen Beispielen (Kirchenväter-Edition und Leukämie-Forschung) aufgezeigt werden.

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Rund vier Millionen Wörter aus etwa 100 Werken des heiligen Augustinus haben Wissenschafter der Kommission zur Herausgabe des Corpus der lateinischen Kirchenväter der Akademie der Wissenschaften (Obmann ist der By-zantinist Herbert Hunger) im Computer gespeichert (in Zusammenarbeit mit dem Augustinus-Institut/Würzburg). Die wissenschaftlichen Vorarbeiten für die Erstellung eines Augustinus-Lexikons konnten damit abgeschlossen werden. Die Altphilologin Michaela

Zelzer hält die Kirchenväter-Kommission für „die bedeutendste wissenschaftliche Institution auf der Welt mit dem Ziel, die lateinischen christlichen Schriften der Antike zu edieren”.

Die lateinischen Schriften erscheinen nach den Maßstäben moderner Textkritik und Handschriftenkunde. Bisher konnten 98 Bände herausgebracht werden, jüngst auch die Erstedition von 30 neuaufgefundenen Augustinusbriefen, die der Wiener Altphilologe Johannes Divjak in Frankreich entdeckte.

Für die meisten der edierten Texte standen bisher nur unzuverlässige Editionen zur Verfügung. Jahrelange Forschungsarbeit ist notwendig, um alle Echt-heits- und Datierungsprobleme für eine textkritische Edition der antiken Schriften zu lösen.

Gerade das Augustinuslexikon wird in der Zukunft eine wichtige Möglichkeit bieten, solche Fragen bei umstrittenen Schriften dieses Kirchenlehrers zu beantworten. „Vor allem wird es für Philologen bei der Ubersetzung der Schriften des Augustinus eine wichtige Hilfe darstellen, aber auch für Philosophen, Kirchengeschichtler und Rechthistoriker eine Fundgrube sein”, meint der Leiter des Projekts, Werner Hensellek.

Pro Jahr erkranken rund 400 erwachsene Österreicher an Leukämie, bei Kindern stehen schwere Blutkrankheiten an der Spitze der bösartigen Krankheiten. Für die meisten dieser Menschen sind Knochenmarktransplantationen

— in Kombination mit anderen Therapien - die einzige Uberlebenschance.

Durch die Gründung der Kommission für Leukämieforschung und Knochenmarktransplantation (Obmann ist der Wiener Klinikchef Erwin Deutsch) der Akademie im November 1982 haben sich die Chancen für Heilerfolge und Fortschritte der Forschung wesentlich verbessert. Elf Teildisziplinen arbeiten nun eng zusammen.

Um Leukämie heilen zu können, ist die Bestrahlung mit einer so hohen Dosis nötig, daß das Knochenmark - es wirkt blutbildend und ist der Sitz des Immunsystems — zerstört wird. Nach einer 15stündigen Ganzkörperbestrahlung wird der Körper von den bösartigen (leukämischen) Blutzellen, die die gesunden Blutkörperchen verdrängten, befreit. Im Anschluß daran erhält der Patient Knochenmark einer gewebegleichen Person (Bruder, Schwester) infundiert. Zwei bis drei Wochen später beginnt dieses Knochenmark mit der Produktion normaler Zellen.

„Nachdem mit gewebegleichen Spendern Therapieerfolge erzielt wurden, die denen amerikanischer Zentren gleich sind, wird jetzt die Transplantation auf Patienten-Spender-Paare ausgedehnt, die keine exakte Gewebegleichheit aufweisen”, berichtet der Internist Wolfgang Hinter-berger.

Erforscht wird auch die bei Knochenmarktransplantationen am häufigsten auftretende (bei Patienten über 40 Jahre in 70 Prozent, bei Kindern in 20 Prozent der Fälle) Komplikation einer sogenannten „Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion”: Das transplan-tierte Knochenmark stößt den Körper des Patienten ab.

In letzter Zeit versuchten die Mediziner eine ganz neue Möglichkeit: Die „autologen Knochenmarktransplantationen”, durch die auch Menschen mit Knochen-, Hoden- oder Eierstocktumoren geholfen werden kann. „Dem Kranken wird Knochenmark entnommen, das bei minus 190 Grad aufbewahrt wird. Der Patient wird nun einer Strahlen- oder Medikamentenbehandlung unterzogen, die das Tumorgewebe abtötet, aber auch das eigene Knochenmark zerstören würde. Daher wird dem Patienten nach der Therapie sein eigenes Mark wieder transplantiert”, schildert Hinterberger diese neue Methode.

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